Lexikon der Mathematik: numerische Äquivalenz
Begriff aus der algebraischen Geometrie.
Für ein Schema X, das eigentlich über einem Körper k ist, sei C1 (X) die freie abelsche Gruppe, die von allen Kurven (also eindimensionalen abgeschlossenen irreduziblen reduzierten Unterschemata) erzeugt wird. Man erhält eine Bilinearform
Dann heißen 1-Zyklen z, z′ ∈ C1 (X) numerisch äquivalent, wenn (z · \({\mathcal{L}}\)) = (z′ · \({\mathcal{L}}\)) für alle \({\mathcal{L}}\) ∈ Pic(X) (Picardgruppe). Geradenbündel \({\mathcal{L}}\), \({\mathcal{L}}\)′ ∈ Pic(X) heißen numerisch äquivalent, wenn (z · \({\mathcal{L}}\)) = (z · \({\mathcal{L}}\)′) für alle z ∈ C1 (X).
N1 (X) bzw. N1 (X) bezeichnet die Gruppe der numerischen Äquivalenzklassen von 1-Zyklen bzw. von Geradenbündeln.
Für algebraische Zyklen z der Kodimension k wird numerische Äquivalenz definiert durch die Forderung, daß für alle Vektorbündel auf X und alle Polynome in den Chernklassen von ℇ gilt:
Wenn X glatt von der Dimension n ist, so ist dies gleichbedeutend mit
für alle algebraischen Zyklen z der Kodimension n − k.
Für glatte projektive Varietäten X über ℂ ist die Gruppe der numerischen Äquivalenzklassen von algebraischen Zyklen eine endlich erzeugte freie abelsche Gruppe.
Dies ergibt sich daraus, daß aus homologischer Äquivalenz numerische Äquivalenz folgt, also die Gruppe N∗(X) der numerischen Äquivalenzklassen Subquotient der singulären Kohomologie H∗(X, 𝒵) ist.
Offen ist die Vermutung, daß numerische Äquivalenz und homologische Äquivalenz mod Torsion übereinstimmen. Für Kodimension 1-Zyklen ist dies bekannt.
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