Lexikon der Mathematik: Oresme, Nicole
französischer Mathematiker, Naturphilosoph und Theologe, geb. um 1323 Caen (Frankreich), gest. 11.6.1382 Lisieux (Frankreich).
Oresme studierte in Paris und lehrte dort von 1348 bis 1361. Er bekleidete in dieser Zeit viele kirchliche Ämter und war zeitweise im Dienst Karls V.
Oresme führte die Koordinatenmethode vor Descartes in die Geometrie ein, bevorzugte Graphen zur Veranschaulichung von Funktionen und arbeitete in seinem Werk „Algorismus proportionum“ (vor 1350) mit gebrochenen Exponenten. Er untersuchte auch unendliche Reihen und bewies die Divergenz der harmonischen Reihe.
Zu Oresmes wichtigsten Werken zählt die philosophisch-mathematische Theorie der sogenannten „Formlatituden“ („Tractatus de latitudini- bus formarum“, vor 1371). Diese Arbeit setzte sich mit dem Wesen von Quantität und Qualität auseinander und versuchte die „quantitas virtutis“ (die Quantität der Stärke oder der Kraft, die Intensität einer Eigenschaft) graphisch darzustellen. Das geschah, indem man für die Punkte einer Strecke, die Intensität einer Eigenschaft (Temperatur, Geschwindigkeit) abtrug.
Oresme beschäftigte sich auch mit Fragen der Astronomie und der Physik. Er vertrat die Ansicht der sich bewegenden Erde schon 200 Jahre vor Kopernikus. In „Questiones super libros Aristotelis de anima“ befaßte er sich mit der Natur des Lichtes.
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