Lexikon der Mathematik: Riccioli, Giovanni Battista (Giambattista)
Astronom und Theologe, geb. 17.4.1598(?) Ferrara, gest. 25.(26.)6.1671 Bologna.
Im Alter von 16 Jahren trat Riccioli in Novellana in den Jesuitenorden ein. Er war später Lehrer der Philosophie und Theologie an den Ordenskollegien der Jesuiten in Parma und Bologna, danach auch Lehrer der Astronomie in Bologna.
In Ricciolis Schaffen verbanden sich auf eigenartige Weise Astronomie, Philosophie und Theologie. Mit einigen theologischen Werken hatte er in der Öffentlichkeit wenig Glück. Seine „Chronologia reformata…“ (1669) wurde heftigst angegriffen, der Druck von „Veritas definibilis…“ sogar von der Inquisition verhindert.
Riccioli war ein Bewunderer des Kopernikus, meinte aber dessen Weltsystem aus theologischen Gründen trotzdem für falsch halten zu müssen und führte in seinem Hauptwerk „Almagestum novum“ (1651) 77 Gründe gegen das „neue“ Weltbild an. Es sind öfter Zweifel aufgetaucht, ob sich Riccioli nicht nur auf Druck der Kirche zu diesen Auslassungen hergab. Jedenfalls waren nach den Arbeiten Galileis und Keplers seine Argumentationen anachronistisch. Von den „Gründen“ Ricciolis hat einer – bei rotierender Erde müßte ein fallender Körper westlich des Lotpunktes auftreffen – zu Untersuchungen und Fallversuchen von R. Hooke (1635-1702), G.B. Gugliemi (gest. 1817) und J.F. Benzenberg (1777-1849) geführt, die die Newtonsche These bestätigten, der Aufschlagpunkt liege etwas seitlich des Lotpunkts. Trotzdem waren Ricciolis „Almagestum…“ und das Supplement dazu, „Astronomia reformata“ (1665), sehr wichtige Werke, denn Riccioli stellte in ihnen sehr sorgfältig alle historischen und zeitgenössischen Quellen zusammen, die sich gegen das heliozentrische Weltbild ausgesprochen hatten.
Im „Almagestum…“ findet sich auch eine (schlechte) Mondkarte seines Freundes F.M. Grimaldi (1618-1663). Riccioli bezeichnete auf dieser Karte die Mondberge mit den Namen berühmter Gelehrter und reservierte für sich selbst „eines der schönsten Mondgebirge am Ostrande“ (R. Wolf, 1877). 1643 bis 48 beobachtete Riccioli gemeinsam mit Grimaldi Jupiter und Saturn, war nahe daran, die wahre Gestalt des Saturnsystems zu erkennen, und führte nach einem von Kepler angeregten Verfahren, wiederum zusammen mit Grimaldi, 1645 eine Gradmessung durch, die aber wegen der Nichtberücksichtigung der terrestrischen Refraktion sehr ungenau war.
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