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Lexikon der Mathematik: römische Mathematik

die Mathematik im antiken Rom.

Der Ursprung der römischen Ziffern ist umstritten, sie treten in der heute bekannten Form nicht vor dem 1. Jh. v.Chr. auf. Eine Hypothese behauptet den Ursprung der römischen Ziffern, zumindest von I, V und X, von Völkern, die vor den Etruskern und „Römern“ in Italien lebten. Diese Völker benutzten zum Zählen und Rechnen Kerbhölzer, die römischen Ziffern wären danach direkt aus Kerbzeichen entstanden. Eine zweite Hypothese leitet die Herkunft der römischen Ziffern aus einem westgriechischen Alphabet her.

Das römische Ziffernsystem war additiv (m = 10, k = 5) und wies jeder der Zahlen 1, k, m, km, m2, km2, m3,…ein eigenes Zeichen, eine eigene Ziffer zu. Diese Vorschrift machte beim Schreiben großer Zahlen erhebliche Schwierigkeiten, man führte deshalb zusätzlich Sonderzeichen ein, z. B. Querstriche, die als Multiplikatoren wirkten.

Man kann mit einem solchen System nur äußerst schwer rechnen, weil die Grundziffern einen festgelegten Zahlenwert haben. Gerechnet wurde deshalb mit diesen Ziffern im heutigen Sinne kaum, man rechnete entweder mit Fingern und Händen, aber auch mit Kieselsteinen (calculus = kleiner Kieselstein) und Rechenpfennigen, sowie auf Rechentafeln. Letztere traten in zwei Formen auf, als gewöhnlicher Abakus und als Handabakus. Für jede Zehnerpotenz war im Prinzip eine Reihe (bzw. ein Schlitz) vorgesehen. Eine Zahl wurde dargestellt, indem in jeder Reihe die Anzahl der jeweiligen Einheiten mit entsprechend vielen Steinchen, Münzen oder Knöpfen (kleine Metallkugeln beim Handabakus) festgelegt wurde. Das Rechnen selbst erfolgte weitgehend mechanisch. Addition und Subtraktion waren einfach ausführbar, komplexe Rechnungen waren jedoch kaum möglich.

Von einer eigenen, höheren römischen Mathematik kann man kaum sprechen. Die Mathematik beschränkte sich auf elementares Rechnen, auf praktikable Feldmeßmethoden, und auf elementare mathematische Grundlagen des Bauwesens. Seit dem 1. Jh. n.Chr. gab es berufsmäßige Feldmesser (Agrimensoren). Wichtige Vertreter der römischen Mathematik waren Varro (116-27 v.Chr.), Vitruv (geb. um 84 v. Chr.), Columella (nach 64), und Balbus (um 100). Nach dem Beginn der Eroberungen Roms in Griechenland um etwa 200 v.Chr. verstärkte sich der kulturelle Einfluß der Hellenen, der schon vorher merklich war, außerordentlich. „Das unterworfene Griechenland überwältigte den rauhen Sieger und brachte die Segnungen der Kultur in das unkultivierte Land der Latiner“ schrieb Horaz.

Zu dieser Zeit hatte allerdings die griechische Mathematik längst ihren Höhepunkt überschritten. Fortan wurden alle großen (administrativen) Aufgaben, die auch erhebliche mathematische Kenntnisse erforderten (Kalenderreform 46 v. Chr., Vermessung des römischen Weltreiches) von griechischen oder ägyptischen Fachleuten durchgeführt.

  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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