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Lexikon der Mathematik: schnelle Wavelet-Transformation

auch Fast Wavelet Transform (FWT), Pyramidenalgorithmus, oder Mallat-Algorithmus genannt, ein Verfahren zur iterativen Berechnung der Waveletkoeffizien- ten eines Signals aJ.

Stellvertretend wird hier der Fall einer orthogonalen Wavelettransformation dargestellt; für biorthogonale oder Prä-Wavelets können ähnliche Algorithmen formuliert werden.

Sei das diskrete Signal aJ durch die Folge {aJ,k|k ∈ ℤ} von Abtastwerten gegeben. Die Funktion \begin{eqnarray}f(x)=\displaystyle \sum _{k=-\infty }^{\infty }{a}_{J,k}\cdot {\phi }_{J,k}(x)\end{eqnarray} ist dann im Raum VJ einer Multiskalenanalyse {Vj}j∈ℤ des L2(ℝ) enthalten; dabei seien \({\phi }_{J,k}={2}^{\frac{J}{2}}\cdot \phi ({2}^{J}\cdot -k)\), und φ eine Skalierungsfunktion mit orthogonalen Translaten und kompaktem Träger. Für dieses J > 0 gilt also \begin{eqnarray}\begin{array}{lll}{V}_{J} & = & {V}_{J-1}\oplus {W}_{J-1}\\ & = & {V}_{0}\oplus {W}_{0}\oplus {W}_{1}\oplus {W}_{2}\oplus \ldots \oplus {W}_{J-1}.\end{array}\end{eqnarray}

Wegen der Orthogonalität von {φ(· − k)|k ∈ ℤ} gilt aj,k = ⟨f,φj,k⟩; jedes aj,k ist ein gewichtetes Mittel von f in der Umgebung von k. Die Waveletkoeffizienten des diskreten Signals aJ sind die Waveletkoeffizienten dj,k von f, j = 0, 1,…,J − 1 : dj,k = ⟨f, ψj,k⟩. Dabei ist \({\psi }_{j,k}={2}^{\frac{j}{2}}\cdot \psi ({2}^{j}\cdot -k)\), und ψ ist ein Wavelet. Diese Koeffizienten sind nur für j< J von Null verschieden, da fVJ. Die schnelle Wavelettransformation zerlegt sukzessive jede Approximation PVjf von f im Raum Vj in größere Approximationen \({P}_{{V}_{j-1}}f\) und die Detailinformation in \({P}_{{W}_{j-1}}f\). Da {φj,k|k ∈ ℤ} eine orthogonale Basis von Vj ist, sind die Projektionen \({P}_{{V}_{j}}\) durch aj,k = ⟨f, φj,k⟩ charakterisiert. Die Waveletzerlegung berechnet sich als diskrete Faltung:

Zerlegung (Dekomposition): \begin{eqnarray}{a}_{j-1,l}=\displaystyle \sum _{k\in {\mathbb{Z}}}{h}_{k-2l}\cdot {a}_{j,k}\,\text{und}\,{d}_{j-1,l}=\displaystyle \sum _{k\in {\mathbb{Z}}}{g}_{k-2l}\cdot {a}_{j,k}.\end{eqnarray}

Dabei sind die endlichen Filter {hk|k ∈ ℤ} bzw. {gk|k ∈ ℤ} durch die Skalierungsgleichungen von Generator bzw. Wavelet induziert. Mit den Zerlegungsoperatoren \({({H}_{a})}_{k}=\displaystyle {\sum }_{l\in {\mathbb{Z}}}{h}_{l-2k}\cdot \,{a}_{l}\) und \({({G}_{a})}_{k}=\displaystyle {\sum }_{l\in {\mathbb{Z}}}{g}_{l-2k}\cdot \,{a}_{l}\) gilt \begin{eqnarray}{a}_{j-1}=H{a}_{j}\,\,\text{und}\,\,{d}_{j-1}=G{a}_{j}.\end{eqnarray}

Ein Eingabesignal aJ wird also gemäß folgendem Schema zerlegt: \begin{eqnarray}\begin{array}{cccccccc}{a}_{J} & \mathop{\to }\limits^{H} & {a}_{J-1} & \mathop{\to }\limits^{H} & {a}_{J-2} & \mathop{\to }\limits^{H} & {a}_{J-3} & \ldots \\ & \mathop{\searrow }\limits^{G} & {d}_{J-1} & \mathop{\searrow }\limits^{G} & {d}_{J-2} & \mathop{\searrow }\limits^{G} & {d}_{J-3} & \ldots \end{array}\end{eqnarray}

Die Anwendung von H entspricht dem Übergang zu einer gröberen Approximation und somit einem Tiefpaßfilter. Der Operator G resultiert aus der Koeffizientenfolge {gk|k ∈ ℤ} der Skalierungsgleichung für die Wavelets und entspricht einem Hochpaßfilter. Das zerlegte Signal kann durch sukzessives Anwenden der Rücktransformation wieder vollständig rekonstruiert werden:

Synthese (Rekonstruktion): \begin{eqnarray}{a}_{j,l}=\displaystyle \sum _{k\in {\mathbb{Z}}}{h}_{l-2k}\cdot {a}_{j-1,k}+\displaystyle \sum _{k\in {\mathbb{Z}}}{g}_{l-2k}\cdot {d}_{j-1,k}.\end{eqnarray}

Für ein Signal der Länge n benötigt die schnelle Wavelettransformation O(n) Operationen und ist damit schneller als die schnelle Fouriertransformation (die O(n · log(n)) Operationen benötigt). Zusätzlich erlaubt sie häufig eine sehr effiziente Datenkompression. Dazu vernachlässigt man kleine Wavelet-Koeffizienten, die in den Bereichen auftreten, in denen das Ausgangssignal einen hohen Grad an Glattheit aufweist. Entsprechend liefern die Bereiche mit geringerer Glattheit (große Koeffizienten) den Hauptbeitrag an der Kompression. Auf diese Weise können im Idealfall hohe Kompressionsraten erzielt werden.

  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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