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Lexikon der Mathematik: Selbstkonkordanz

zusammen mit der Selbstbeschränkung eine zentrale Eigenschaft von Barrierefunktionen, die ihre Verwendbarkeit bei Innere-Punkte Methoden sicherstellt.

Im wesentlichen geht es dabei um die Frage, inwieweit sich diese Verfahren auf allgemeinere konvexe Optimierungsprobleme als die lineare Programmierung ausdehnen lassen.

Wir betrachten das Minimierungsproblem \begin{eqnarray}{c}^{T}.x\to \min \end{eqnarray} auf einer Menge \(x\in S\subset {{\mathbb{R}}}^{n}\), die kompakt und konvex sei. Zudem nehmen wir an, daß das Innere S0 von S nicht leer sei. Man beachte, daß sich auf diese Art auch nichtlineare konvexe Zielfunktionen f(x) → min behandeln lassen: Zunächst führe man eine zusätzliche Variable \({x}_{n+1}\) ein; fügt man jetzt die Nebenbedingung \(f(x)\le {x}_{n+1}\) hinzu, und tauscht die Zielfunktion f gegen die neue lineare Zielfunktion \({x}_{n+1}\) aus, so hat das Problem \({{x}_{n+1}}\) → min unter \(x\in S,f(x)\le {x}_{n+1}\) die gewünschte Form, und seine Lösungen sind genau diejenigen des Ausgangsproblems.

Der Spezialfall \begin{eqnarray}S=\{x\in {{\mathbb{R}}}^{n}|{a}_{i}^{T}\cdot x-{b}_{i}\le 0, 1\le i\le m\}\end{eqnarray} liefert die lineare Programmierung. Hier spielt die logarithmische Barrierefunktion \begin{eqnarray}\Phi (x):=-\mathop{\sum ^{m}}\limits_{i=1}\mathrm{ln}({b}_{i}-{a}_{i}^{T}\cdot x)\end{eqnarray} eine fundamentale Rolle bei der Anwendung Innerer-Punkte Methoden. Es stellt sich dabei heraus, daß lediglich drei Eigenschaften von Φ für das Gelingen eines derartigen Verfahrens notwendig sind:

  • die Eigenschaft, eine Barrierefunktion zu sein;
  • die sogenannte Selbstkonkordanz: Φ ist eine konvexe C3 -Funktion auf S0 und erfüllt dort die Differentialgleichung \begin{eqnarray}|{D}^{3}\Phi (x)(h,h,h)|\le 2\cdot {\left({D}^{2}\Phi (x)(h,h)\right)}^{\frac{3}{2}}\end{eqnarray} für alle \(h\in {{\mathbb{R}}}^{n}\);
  • die sogenannte Selbstbeschränkung: Φ ist Lip-schitz-stetig bezüglich der lokalen Metrik, dievon seiner zweiten Ableitung erzeugt wird, d.h., \(\forall x\in {S}^{0},h\in {{\mathbb{R}}}^{n}\), gilt \begin{eqnarray}|D\Phi (x)h|\le \sqrt{\vartheta}\cdot {({D}^{2}\Phi (x)(h,h))}^{\frac{1}{2}}.\end{eqnarray}

    Hierbei ist ϑ ≥ 1 eine von Φ abhängige Konstante (der Parameter der Barrierefunktion).

    Selbstkonkordanz garantiert im wesentlichen schnelle lokale Konvergenz des Newtonverfahrens für die Nullstellensuche von DΦ: Das geforderte Verhältnis von D3 Φ zu D2 Φ drückt aus, daß die bei einer Linearisierung durchgeführte Approximation von D2Φ(x) durch D2 Φ (xk) (xk ein Iterationspunkt) relativ gut ist. Man beachte, daß der geforderte Faktor 2 beliebig ist und durch jedes α > 0 ersetzt werden kann. Man betrachtet häufig α = 2, da sich diese Wahl für die Barrierefunktion — ln(t) ergibt.

  • Die Selbstbeschränkung bewirkt, daß die obige lokale Konvergenz in einem genügend großen Einzugsbereich vorliegt. Zusammenfassend gilt dann:

    Sei Φ eine selbstkonkordante und selbstbeschränkte Barrierefunktion auf S, und sei x0S0ein Startpunkt.

    Dann läßt sich ausgehend von x0eine Innere-Punkte Methode ausführen, die zu vorgegebenem ε > 0 in Polynomzeit (Turingmodell) einen Punkt xε erzeugt, der \begin{eqnarray}{c}^{T}\cdot {x}_{\varepsilon}-\mathop{\min}\limits_{x\in S}{c}^{T}\cdot x\le \varepsilon \end{eqnarray}erfüllt.

    [1] Nemirovskii, A.S.; Nesterov, Y.: Interior-point polynomial algorithms in convex programming. SIAM Publications, Philadelphia, 1994.

    • Die Autoren
    - Prof. Dr. Guido Walz

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