Lexikon der Mathematik: Sturmsche Kette zur Lösung von Eigenwertproblemen
iteratives Verfahren zur Berechnung von Eigenwerten einer reellen symmetrischen Tridia gonalmatrix
das auf der Regel von Sturm (Sturm, Regel von) beruht.
Ist pi(x) das charakteristische Polynom der i-ten Hauptabschnittsmatrix von T − xI, so gilt
Dabei ist pn(x) = det(T − xI) das charakteristische Polynom von T, dessen Nullstellen gerade die Eigenwerte von T sind. Für βi ≠ 0, i = 2, …, n bilden die Polynome
eine Sturmsche Kette für pn(x); darunter versteht man eine Folge von Polynomen qn(x), qn−1 (x), …, q0(x) absteigenden Grades mit folgenden Eigenschaften:
- qn(x) besitzt nur einfache Nullstellen.
- sgn(qn−1 (ζ)) = − sgn(q′n (x)) für alle reellen Nullstellen ζ von qn(x).
- Für i = n − 1, n − 2, …, 1 gilt
\begin{eqnarray}{q}_{i+1}(\zeta){q}_{i-1}(\zeta)\lt 0,\end{eqnarray} falls ζ Nullstelle von qi(x) ist. - Das letzte Polynom q0(x) ändert sein Vorzeichen nicht.
Es gilt, daß die Anzahl der reellen Nullstellen von qn(x) im Intervall a ≤ x< b gleich |w(b) − w(a)| ist, wobei w(x) die Anzahl der Vorzeichenwechsel der Sturmschen Kette qn(x), qn−1 (x), …, q0(x) an der Stelle x ist (hierbei streicht man zunächst alle qi(x) = 0 und zählt dann die Anzahl der Vorzeichenwechsel). Ein Beispiel für eine Sturmsche Kette ist
Die Anzahl der Nullstellen von q3(x) im Intervall [0, 2.5] ist gleich |w(2.5) − w(0)| = |1 − 3| = 2, da
und
Eine einfache Rechnung ergibt
sodaß q3(x) tatsächlich zwei Nullstellen im Intervall [0, 2.5] besitzt.
Man kann nun diese Eigenschaft der charakteristischen Polynome pj(x) der Hauptabschnittsmatrizen einer symmetrischen Tridiagonalmatrix T nutzen, um die Eigenwerte von T (bzw. die Nullstellen von pn(x)) mittels Bisektion zu berechnen. T besitzt nur einfache reelle Eigenwerte
Für x =−∞ besitzt die Sturmsche Kette
die Vorzeichenverteilung +, +, …, +, also gilt w(−∞) = 0. Daher gibt w(µ) gerade die Anzahl der Nullstellen ζ von pn(x) mit ζ< µ an: w(µ) ≥ n + 1 − i genau dann, wenn ζi< µ. Um nun die i-te Nullstelle ζi von pn(x) mittels Bisektion zu bestimmen, startet man mit einem Intervall [a0, b0 ], welches ζi sicher enthält. Dann halbiert man sukzessive dieses Intervall und testet, in welchem der beiden Teilintervalle ζ liegt. Man bildet also für j = 0, 1, 2, …:
Die aj konvergieren monoton wachsend, die bj monoton fallend gegen ζi. Die Konvergenz ist linear.
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