Lexikon der Mathematik: Thielesche Gleichung
Differenzen- bzw. Differentialgleichung zur Darstellung der Reserven in der Versicherungsmathematik. Sie wird hauptsächlich in der Lebensversicherung verwendet, für den Reserveprozeß in der Schadenversicherung existieren ähnliche Gleichungen.
Es bezeichne DK(t) die gebildeten Reserven (Deckungskapital) zum Zeitpunkt t, P(t) die eingehende Versicherungsprämie, R(t) die Kosten, um das versicherte Risiko zu tragen, und E(t) den Kapitalertrag auf die Reserve. Dann lautet die Thielesche Differenzengleichung
Die Risikokosten R(t) hängen – je nach Art der Versicherung – auf unterschiedliche Weise von der Reserve ab; z. B. gilt für eine Lebensversicherung, bei der im Todesfall ein Betrag T gezahlt wird, R(t) = qx · (T – DK(t)), mit qx als Erwartungswert der Sterbewahrscheinlichkeit für einen Versicherten im Alter x. Man erhält eine stochastische Gleichung, wenn man etwa eine stochastische Verzinsung z(ω, t) des Deckungkapitals berücksichtigt also E(t) = z(ω, t) · DK(t). Die Thielesche Gleichung stellt eine Alternative zur klassischen Darstellung der Versicherungsmathematik über Barwerte bzw. Kommutationswerte dar.
Als kontinuierlicher Limes ergibt sich die Thielesche Differentialgleichung
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.