Lexikon der Mathematik: Wolfskehl-Preis
ein von dem Mediziner und Mathematiker Paul Wolfskehl (1856–1906) ausgesetztes Preisgeld, das demjenigen zufallen sollte, dem zuerst ein Beweis des Großen Fermatschen Satzes (Fermatsche Vermutung) gelänge. Es wurde demgemäß inzwischen Andrew Wiles zuerkannt.
Paul Wolfskehl wurde als zweiter Sohn des jüdischen Bankiers Joseph Wolfskehl in Darmstadt geboren. Die Erkrankung an Multipler Sklerose machte sein Vorhaben, als Arzt tätig zu sein, zunichte, und er entschloß sich zu einem Mathematikstudium in Bonn und Berlin, das er 1883 beendete. Sein besonderes Interesse galt der Zahlentheorie. 1890 zwang ihn die fortschreitende Krankheit, seine Lehrtätigkeit als Privatgelehrter an der TH Darmstadt aufzugeben. Er hat aber bis 1903 noch gelegentlich mathematische Arbeiten publiziert und sich auch mit dem Großen Fermatschen Satz beschäftigt.
Schwer pflegebedürftig gab er 1903 dem Wunsch seiner Familie nach und verheiratete sich. Die Ehe erwies sich jedoch als großer Fehlschlag, Wolfskehl änderte im Jahre 1905 sein Testament und setzte mit der erwähnten Bestimmung ein Preisgeld von 100.000 Mark aus. Die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, die heutige Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, sollte das Geld verwalten und über die Zuerkennung des Preises entscheiden. Damit fiel ihr auch die unangenehme Aufgabe zu, die „Beweise“ ganzer Scharen von Mathematikliebhabern zu prüfen und den Autoren die begangenen Fehlschlüsse zu verdeutlichen.
Der Wolfskehl-Preis wurde am 27.6.1997 von der Göttinger Akademie Andrew Wiles zuerkannt. Inflation und Währungsreform hatten das einstige Vermögen zwischenzeitlich (1948) auf 7500 DM schrumpfen lassen, danach war es wieder auf über 70.000 DM angewachsen.
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