Lexikon der Mathematik: Zuse, Konrad Ernst Otto
deutscher Ingenieur, geb. 22.6.1910 Berlin, gest. 18.12.1995 Hünfeld.
Zuse stammte aus der Familie eines Postbeamten. Nach dem Schulbesuch in Berlin und Hoyerswerda studierte er zunächst Maschinenbau in Berlin-Charlottenburg, neigte dann zur Architektur, ging aber schließlich zum Studium des konstruktiven Ingenieurbaus über. Nach dem Diplom 1935 arbeitete Zuse mit Unterbrechungen bis 1940 (1936–39 selbständig, 1939/40 Wehrdienst) als Statiker, vorwiegend für die Flugzeugindustrie. Im Jahre 1940 gründete er den „Zuse-Apparatebau“, 1946 das „Zuse-Ingenieurbüro“ in Hopferau (Allgäu), 1949 die „Zuse-KG“ in Neukirchen (Haunetal, Landkreis Hersfeld-Rotenburg). Ab 1957 hatte die Firma ihren Sitz in Bad Hersfeld. 1969 bis 1977 wurde das Zusesche Unternehmen schrittweise von der Siemens AG übernommen.
Ab 1966 war Zuse Honorarprofessor an der Universität Göttingen. Bereits vor Abschluß seines Studiums, etwa ab 1934, begann sich Zuse intensiv für den Bau von Rechenmaschinen zu interessieren.Ziel dieser Studien war es, die oft sehr umfangreichen und gleichförmigen ingenieurtechnischen Berechnungen zu „mechanisieren“. In den Jahren 1934 bis 1936 entstand die erste programmgesteuerte Rechenmaschine Z1 auf mechanischer Grundlage. Sie arbeitete aber bereits mit dem Dualsystem. In Fortentwicklung dieser Maschine baute Zuse 1941 mit der Z3 den ersten voll funktionsfähigen Rechenautomaten. Dieser arbeitete auf Relaisbasis (Fernsprechrelais), verwendete konsequent das Dualsystem und benutzte die Gleitkommadarstellung. Für den Betrieb der Z3 entwickelte Zuse einen Schaltungskalkül, der sich als Teil der Aussagenlogik herausstellte.
Gleichfalls von fundamentaler Bedeutung für die Herausbildung des „Computerzeitalters“ waren Zuses Untersuchungen und praktische Realisierungen der Speichertechnik (matrixförmige Speicher, 1943 assoziativ arbeitende Speicher). Ab 1944 baute Zuse auch Anlagen zur automatischen Meßwerterfassung und Meßwertverarbeitung, die den modernen Automatenbau und seine Theorie entscheidend förderten. Ab 1945 entwickelte Zuse eine der ersten Programmiersprachen („Plankalkül“), zehn Jahre später baute er elektronische Rechner und automatische Zeichentische („Graphomat“).
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