Lexikon der Neurowissenschaft: Adenohypophyse
Adenohypophysew [von griech. aden = Drüse, hypo- = darunter, physis = Wuchs], Hypophysenvorderlappen (Abk. HVL), Lobus anterior hypophysis, Eadenohypophysis, hormonproduzierender Anteil der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), Teil des Hypothalamus-Hypophysen-Systems, entwicklungsgeschichtlich eine Ausstülpung des Rachendaches; gliedert sich in Pars distalis (bildet den größten Teil der Adenohypophyse), Pars intermedia (Zwischenlappen, der sich unmittelbar der Neurohypophyse anschließt) und Pars tuberalis (Hypophysentrichterlappen, legt sich dem Infundibulum an). Die Adenohypophyse produziert Hypophysenhormone großer Mannigfaltigkeit ( siehe Tab. 1 ) und breiten Wirkungsspektrums (daher die Bezeichnung "master gland" des endokrinen Systems). Adenohypophysenhormone mit Steuerfunktion für andere endokrine Drüsen (Hormondrüsen) werden als glandotrope Hormone bezeichnet. Darüber hinaus werden sogenannte Effektorhormone mit unmittelbarer Wirkung produziert. – Die hormonproduzierenden Zellen der Adenohypophyse können nach verschiedenen Kriterien unterteilt werden ( siehe Tab. 2 ). Nach ihrer Anfärbbarkeit im mikroskopischen Präparat unterteilt man sie in chromophobe (nicht anfärbbare, helle), acidophile bzw. eosinophile (mit sauren Farbstoffen darstellbare) und basophile (mit basischen Farbstoffen darstellbare) Zellen. Gebräuchlich ist heute die Charakterisierung der Zellen durch immunhistochemische Methoden unter Zuhilfenahme von Antikörpern gegen die in ihnen produzierten Hormone. Die Hormonproduktion und -freisetzung in der Adenohypophyse wird durch Releasing- und Release-Inhibiting-Hormone aus dem Hypothalamus gesteuert (Freisetzungshormone). Eine wichtige Rolle spielt dabei der Portalkreislauf der Hypophyse (Pfortadersystem). Tumore der Adenohypophyse können verschiedene dramatische Krankheitsbilder verursachen, z.B. eine verfrühte Pubertät (Pubertas praecox). Neuropeptide.
Adenohypophyse
Tab. 1:Adenohypophysenhormone – Sekretionsprodukte der Pars distalis
- adrenocorticotropes Hormon (Corticotropin, Abk. ACTH)
- Choriomammotropin (Chorionsomatomammotropin, lactogenes Hormon der Placenta, Abk. CS)
- follikelstimulierendes Hormon (Abk. FSH)
- Lipotropin (lipotropes Hormon, Abk. LPH)
- luteinisierendes Hormon (Lutropin, Abk. LH)
- Melanocortin (melanocytenstimulierendes Hormon, Intermedin, Abk. MSH)
- Prolactin (luteotropes Hormon, lactotropes Hormon, Abk. LTH)
- Somatotropin (Wachstumshormon, somatotropes Hormon, Abk. STH)
- Thyreotropin (Thyreoidea-stimulierendes Hormon, Abk. TSH)
Adenohypophyse
Tab. 2:hormonsezernierende Zellen im Bereich der Adenohypophyse des Menschen
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somatotrop | acidophil | Somatotropin (STH) | |
mammotrop | acidophil | Prolactin (LTH) | |
gonadotrop | basophil | follikelstimulierendes Hormon (FSH), luteinisierendes Hormon (LH) | |
thyreotrop | basophil | Thyreotropin (TSH) | |
corticotrop | basophil | adrenocorticotropes Hormon (ACTH), Melanocortine (MSH) |
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