Lexikon der Neurowissenschaft: angeborener auslösender Mechanismus
angeborener auslösender Mechanismusm, angeborener Auslösemechanismus,Abk. AAM,E innate releasing mechanism (Abk.IRM), ein informationsverarbeitendes Teilsystem ("Reizfilter") des Zentralnervensystems, das angeborenermaßen (rein durch genetische Vorgaben) dazu imstande ist, bestimmte Reizkonstellationen als Auslöser zu erkennen und auf ihr Auftreten hin die adäquaten Verhaltensweisen zu aktivieren. Die innere Struktur und die Funktionsweise eines AAM sind nur in wenigen Fällen teilweise bekannt, wie beim "Fliegendetektor" im Sehsystem des Frosches. In den meisten Fällen wird die Existenz eines AAM indirekt über Attrappenversuche erschlossen. Durch die Variation von Attrappen läßt sich auch zeigen, daß der AAM die einzelnen Elemente einer Reizkonstellation auf sehr einfache Weise verrechnet, manchmal nur durch Addition (Reizsummenregel). Ein AAM kann auch durch Erfahrung modifiziert werden, hierbei gehen die einzelnen Teile der Erfahrung auf komplizierte Weise in die Auslösung der Reaktion mit ein und formen einen durch Erfahrung ergänzten AAM (EAAM). Die auslösende Reizkonstellation kann auch durch Lernen mit einer Reaktion verbunden werden (erworbener auslösender Mechanismus, EAM), wobei es z.B. zu Generalisierung oder zu einem Transfer kommen kann. Auch beim Menschen gibt es AAMs, die jedoch durch die ausgeprägte menschliche Lernfähigkeit selten als direkte Vermittler einer Reaktion erkennbar sind. – Diese aus der reinen Verhaltensbeobachtung gewonnen Vorstellungen werden heute mehr und mehr durch neurobiologische Untersuchungen ergänzt, in denen die sinnesphysiologischen und zentralnervösen Filter- und Verarbeitungsmechanismen und ihre Beeinflussung analysiert werden. Lorenz, Neuroethologie, Schlüsselreiz.
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