Lexikon der Neurowissenschaft: Antiepileptika
Antiepileptika [Mehrzahl; von griech. anti = gegen, epilepsia = Fallsucht], E antiepileptics,Pharmaka, die zur Behandlung der Epilepsien eingesetzt werden. Antiepileptika verringern die zentrale Krampfbereitschaft, d.h., sie wirken als Antikonvulsiva, ohne wesentliche Auswirkungen auf die normale Motorik zu haben. Eine sedative oder hypnotische Wirkung ist jedoch als unerwünschte Nebenwirkung bei manchen Substanzen nicht vermeidbar. Die klassischen Substanzen gehören zu folgenden Gruppen: 1) Barbiturate (z.B. Phenobarbital, Primidon) werden bei grand mal und petit mal eingesetzt. 2) Hydantoinderivate (z.B. Diphenylhydantoin = Phenytoin) werden hauptsächlich bei grand mal verwendet. 3) Oxazolidin-Derivate (z.B. Trimethadion), die nur bei petit mal anwendbar sind. 4) Succinimide (z.B. Mesuximid, Ethosuximid) können nur bei petit mal angewandt werden und werden kaum noch verabreicht. 5) Benzodiazepine (z.B. Diazepam (Valium®), Clonazepam, Nitrazepam) werden vor allem zur Anfallsdurchbrechung eingesetzt. 6) Carbamazepin und Oxcarbazin, die bei komplex-partiellen und grand mal Anfällen Verwendung finden. 7) Valproinsäure, die bei den meisten Epilepsiearten einsetzbar ist. 8) Sultiam, das bei Jackson-Anfällen und grand mal angewendet wird. 9) Glucocorticoide, Dexamethason, ACTH (adrenocorticotropes Hormon), die vor allem bei Blitz-Nick-Salaam-Krämpfen zu verwenden sind. Zu diesen Gruppen sind in letzter Zeit weitere Substanzen hinzugetreten, wie z.B. Lamotrigin, Gabapentin, Felbamat, Topiramat, Tiagabin, Vigabatrin, die zum Teil nur zusätzlich zu den klassischen Substanzen gegeben werden. – Die Antiepileptika sind heterogen in ihrer Wirkung. Sie hemmen die Freisetzung erregender Neurotransmitter, stabilisieren die Neuronenmembranen gegen Erregung, fördern die Hemmwirkung von GABA, dämpfen die posttetanische Potenzierung, verlängern die synaptische Erholungszeit, hemmen die GABA-Transaminasen oder beeinflussen den Haushalt der Mineralocorticoide und stabilisieren so das Ionenmilieu. Ein plötzliches Absetzen der Antiepileptika kann einen epileptischen Anfall zur Folge haben. Psychopharmaka.
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