Lexikon der Neurowissenschaft: Assoziationismus
Assoziationismusm [von latein. associare = verbinden], Eassociationism, Bezeichnung (oft abwertend) für philosophische oder psychologische Theorien, die Assoziationen als grundlegendes Prinzip für alle geistigen Leistungen annehmen und damit auch höhere geistige Funktionen (z.B. kreatives Denken) erklären bzw. wesentlich reduzieren. Der Assoziationismus steht damit im Gegensatz zu Theorien, die die Unabhängigkeit des Geistigen propagieren (z.B. Feldtheorie, Gestalttheorie, Fähigkeitspsychologie). Er glaubt auch, die Ontogenie geistiger Prozesse durch Lernvorgänge erklären zu können und will so das cartesianische Postulat einer angeborenen kognitiven Architektur umgehen. Der Assoziationismus benötigt die Existenz von mehreren Faktoren: 1) einer Menge von Elementen, die die psychischen Strukturen konstruieren, 2) Assoziationen dazwischen, 3) Gesetze der Assoziation (z.B. zwischen Erfahrungen und Ideen) und 4) assoziative Relationen zwischen den Parametern der psychischen Strukturen, z.B. die Stärke der Assoziation. Historisch gründet sich der Assoziationismus vor allem auf die sogenannte Englische Schule (Hartley, Hume, Mills, Priestley, Spencer), geht aber schon auf Aristoteles zurück. In der Hirnforschung war der Assoziationismus vor allem mit den Lokalisationslehren verbunden, hat sich hier aber auf die weniger spezialisierten Assoziationsfelder bezogen. Neuerdings erlebt der Assoziationismus eine Renaissance in modernem Gewand: Einerseits mit dem Turing-Maschinen-Ansatz (Turing) als eine Art "Druck-und-Stoß-Mechanismus", andererseits mit dem Konnektionismus. Aber auch hier sind Regeln nötig, die gespeichert werden müssen, wenn sie gerade nicht gebraucht werden; diese funktionale Architektur ist also nicht reduzierbar.
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