Lexikon der Neurowissenschaft: atriales natriuretisches Peptid
atriales natriuretisches Peptid, atrio-natriuretisches Peptid, atrialer natriuretischer Faktor (Abk. ANF), Atriopeptin, Cardiodilatin, Abk. ANP, Eatrial natriuretic factor, Peptidhormon bzw. Neuropeptid, welches zusammen mit brain natriuretic peptide (BNP) und C-type natriuretic peptide (CNP) eine Familie strukturverwandter Peptide repräsentiert. Gemeinsam ist ihnen eine aus 17 Aminosäureresten bestehende Ringstruktur. ANP besteht aus 28 Aminosäuren, die durch limitierte Proteolyse aus einem größeren Vorläufer-Molekül abgespalten werden. In der Körperperipherie wird es vor allem in den Cardiocyten des Herzvorhofs (Atrium) gebildet und bewirkt eine Erhöhung der Diurese und Natriumelimination. Es hemmt die Sekretion von Renin und Aldosteron, ist somit ein Antagonist des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Blutdrucks und Blutvolumens. Dehnung der Cardiocyten bzw. Erhöhung des Blutdrucks stellen die adäquaten Reize für die Hormonausschüttung dar. – Im Zentralnervensystem des Menschen wird ANP, im Vergleich zum CNP, in deutlich geringeren Mengen synthetisiert. ANP-synthetisierende Zellen (genauso wie CNP-synthetisierende Zellen) finden sich insbesondere im Hypothalamus, aber auch im Hirnstamm (Locus coeruleus), im Thalamus, in limbischen Regionen (Septum, Bulbus olfactorious) sowie im Neocortex. Die Wirkung der natriuretischen Peptide wird dabei über mindestens drei verschiedene Rezeptortypen vermittelt (NPR-A, NPR-B, NPR-C). ANP bindet mit größter Affinität den NPR-A. (CNP zeigt die größte Affinität zum NPR-B). Wirkungen von NRP-A und NRP-B werden über eine Guanylatcyclase, Typ GC-A (und eine daraus resultierende Erhöhung des cGMP-Spiegels) vermittelt. NRP-A finden sich vorwiegend in Astrocyten während NRP-B meist in Nervenzellen lokalisiert sind. ANP wirkt wahrscheinlich sowohl intrahypothalamisch als auch auf hypophysärer Ebene (Hypothalamus-Hypophysen-System) als Gegenspieler der durch Corticoliberin und Vasopressin vermittelten Adrenocorticotropinfreisetzung (adrenocorticotropes Hormon). CNP scheint dagegen hier entgegengesetzte Wirkungen zu vermitteln. Hypothalamisch vermittelt sind wahrscheinlich auch die inhibitorischen Wirkungen von ANP auf den Salz-Appetit und das Trinkverhalten. ANP ist damit entscheidend an der zentralnervösen Regulation des Flüssigkeitsgleichgewichts im Körper und des Blutdrucks beteiligt. Darüber hinausgehend hat ANP auch anxiolytische Wirkungen.
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