Lexikon der Neurowissenschaft: außerirdische Intelligenz
außerirdische Intelligenz, extraterrestrische Intelligenz, E extraterrestrial intelligence, intelligentes Leben außerhalb des Planeten Erde. Extraterrestrisches Leben ist ein hypothetischer und spekulativer Forschungsgegenstand der Kosmobiologie (Exobiologie, Astrobiologie). Da Intelligenz als Produkt der gesetzmäßigen evolutionären Entwicklung des Lebens betrachtet wird, kann auch intelligentes extraterrestrisches Leben vermutet und gesucht werden. Gleichwohl ist bisher kein eindeutiger Beweis für die Existenz extraterrestrischer Intelligenz bzw. extraterrestrischen Lebens überhaupt erbracht worden, auch wenn z.B. manche Strukturen in Meteoriten als Indiz für fossiles bakterielles Leben gewertet wurden. Ergebnisse von Raumsondenexperimenten lassen den Schluß zu, daß zumindest in unserem Sonnensystem keine extraterrestrische Intelligenz existiert. Auf der Suche nach intelligenten extraterrestrischen Lebewesen werden leistungsstarke Radioteleskope als Sender benutzt, um Informationen in Form codierter Signale zu bestimmten Sternengruppen zu senden, in deren Nachbarschaft (auf Planeten) intelligente Lebewesen denkbar wären. Interplanetare Sonden wie die der Voyager Serie tragen Bild-Ton-Platten mit Informationen über unsere Erde als Botschaft für hypothetische außerirdische Zivilisationen mit sich. SETI.
Wahrscheinlich ist Kohlenstoff (C) nicht nur auf der Erde das wichtigste chemische Element für Leben, denn er kann (insbesondere aufgrund der Vierbindigkeit und Tetraederstruktur des Kohlenstoffatoms) die meisten chemischen Verbindungen eingehen: Im Gegensatz zu einigen Hunderttausend verschiedenen Molekülen aus anderen Elementen sind bislang rund 10 Millionen Kohlenstoffverbindungen bekannt. Doch es wurde auch über Leben auf der Basis von Silicium (Si) nachgedacht, über "Lebenswolken" aus Gas im Weltraum, die sich von Licht ernähren und mit Hilfe von Radiowellen denken, über planetenumspannende Intelligenzen und über informationsverarbeitende Systeme auf der Eisen-Kruste von Neutronensternen. Andererseits gibt es für Erfordernisse wie Wahrnehmung und Bewegung nicht beliebig viele Lösungen der Natur. Immer wieder kommt die Evolution zu ähnlichen Ergebnissen, z.B. Flügel, Licht- und Schallrezeptoren. Und alles Leben muß mindestens 3 Grundeigenschaften aufweisen: Stoffwechsel zur Energiegewinnung, Fortpflanzung und damit eine Vererbung, die u.a. auf einem genetischen Code beruht, und Mutationen (Veränderungen des Erbguts), was eine Anpassung an die Umwelt und Evolution ermöglicht. Für erdähnliches Leben ist flüssiges Wasser entscheidend. Im Sonnensystem kommt vor allem der Mars als lebensfreundlicher Ort in Frage. Vor 3 Milliarden Jahren besaß er eine dichtere Atmosphäre, höhere Temperaturen und wahrscheinlich sogar Flüsse und einen Ozean. Die Oberfläche des Mars ist infolge der harten UV-Strahlung heute jedoch steril. Denkbar ist auch, daß es Leben auf dem Jupitermond Europa gegeben hat oder noch gibt. Unter seinem Eispanzer verbirgt sich ein Ozean. Auch der Saturnmond Titan, auf dem 2004 die Raumsonde Huygens landen soll, ist für Astrobiologen interessant, weil er wie die Erde eine dichte Stickstoff-Atmosphäre hat. Außerdem gibt es dort Methan und zahlreiche andere Kohlenwasserstoffe, wahrscheinlich auch Wassereis. Das sind Verhältnisse wie auf der Urerde vor 4 Milliarden Jahren und verspricht Aufschlüsse über die Bedingungen der Lebensentstehung. – Der Nachweis von Leben auf Planeten bei anderen Sternen ist extrem schwierig. Gegenwärtig geplante neuartige Weltraum-Teleskope könnten aber in der Lage sein, Sauerstoff oder Ozon in der Atmosphäre eines anderen Planeten aufzuspüren, was ein Hinweis auf Photosynthese wäre. 1961 hat Frank Drake, der ein Jahr zuvor erstmals mit einem Radioteleskop nach Botschaften von anderen Sternen suchte, abzuschätzen versucht, wie groß die Erfolgsaussichten sind. Die Drake-Formel lautet: N = S·Ap·Aö·Al·Ai·At·L. Dabei bedeuten: N = Anzahl der Zivilisationen in unserer Milchstraße, mit denen wir in Funkkontakt treten könnten, S = Anzahl der neu entstehenden Sterne in der Milchstraße pro Jahr, Ap = Anteil der Sterne mit Planetensystemen, Aö = Anteil der Planeten pro Planetensystem, die Leben tragen können, Al = Anteil der tatsächlich belebten unter den lebensfreundlichen Planeten, Ai = Anteil der Planeten davon, die intelligente Lebensformen tragen, At = Anteil der Zivilisationen mit technischen Fähigkeiten, L = die mittlere Lebensdauer dieser technischen Zivilisationen. S, Ap und Aö liegen wohl in der Größenordnung 1. Inzwischen sind über 50 Planeten bei anderen Sternen entdeckt worden. Zwar kann auf ihnen kein erdähnliches Leben existieren, da es sich ausnahmslos um Gasriesen mit hohen Temperaturen und häufig exzentrischen Bahnen handelt. Doch einige könnten von belebten Monden umkreist werden. Über Al, Ai, At und L läßt sich gegenwärtig nur spekulieren. Die Frage, ob und wie viele außerirdische Zivilisationen es gibt, läßt sich daher momentan nicht beantworten. Wir können nur festhalten, daß die uns bekannten Naturgesetze und astronomischen Beobachtungen nicht gegen ihre Existenz sprechen.
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