Lexikon der Neurowissenschaft: Beritaschwili
Beritaschwili [russ. Beritow], Iwan Solomonowitsch, georgischer Neurophysiologe ( siehe Abb. ), *10.1.1884 Wedshini, Distrikt Signachi (Georgien), †29.12.1974 Tbilisi (Georgien); 1910 Abschluß der Physiologie-Ausbildung in St. Petersburg, Arbeit bei N.J. Wedenski, 1914 bei R. Magnus in Utrecht; ab 1915 Privatdozent an der Universität in Odessa; 1919 Berufung als Professor für Physiologie an die Universität in Tbilisi. Beritaschwili gilt als Begründer der georgischen Physiologenschule. 1935 wurde das Laboratorium für Physiologie in das Forschungsinstitut für Physiologie an der Universität Tbilisi umgewandelt, das 1941 Teil der Georgischen Akademie der Wissenschaften wurde. Dort führte Beritaschwili grundlegende Untersuchungen über die Funktionen des Zentralnervensystems, besonders mit elektrophysiologischer Methodik, durch. Er studierte die EEG-Veränderungen (Elektroencephalogramm) bei körperlicher und geistiger Arbeit und bei Sauerstoffmangel im Gehirn (Hirnanoxie) und verwendete das EEG zur Diagnose kriegsbedingter Gehirnverletzungen. Er betonte die Bedeutung der Hemmung für die Koordinierung der Gehirnfunktionen. Parallel dazu untersuchte er die psychonervalen Prozesse und physiologischen Gesetze des freien Verhaltens der höheren Tiere, die Beziehungen zwischen Organismus und Umwelt und die Gesetzmäßigkeiten der Orientierung im Raum. Die Zurückführung der Hirnfunktionen nur auf unbedingte und bedingte Reflexe hielt er für unzureichend. Beritaschwili war Mitbegründer und Ehrenvorsitzender der International Brain Research Organization und organisierte in Gagra regelmäßig internationale wissenschaftliche Kolloquien ( siehe Zusatzinfo ). Werke (Auswahl): "Allgemeine Physiologie des Muskel- und Nervensystems" (2 Bände, 1945 und 1948); "Über die Nervenmechanismen der räumlichen Orientierung der höheren Wirbeltiere" (1959); "Mechanismen der Hirntätigkeit" (russ., 1975).
I.S. Beritaschwili
Beritaschwili
Gagraer Gespräche(russ. Gagrskie besedy):
In Gagra, einer georgischen Stadt am Schwarzen Meer veranstaltete I.S. Beritaschwili von 1948 an alle 4 Jahre internationale wissenschaftliche Konferenzen. Unter Beteiligung von Neurophysiologen, Neuromorphologen und Neurochemikern wurden vorrangig Fragen des Gedächtnisses behandelt. Die Vorträge und Diskussionen wurden in vollem Umfang in Tbilisi veröffentlicht. Die Konferenzen wurden auch nach seinem Tode 1974 fortgesetzt.
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