Lexikon der Neurowissenschaft: Broca-Aphasie
Broca-Aphasie w, Aphémie, agrammatische Aphasie, anteriore Aphasie, ataxische Aphasie, expressive Aphasie, motorische Aphasie, nicht-flüssige Aphasie, syntaktische Aphasie, verbale Aphasie, EBroca's aphasia, eine der Standardformen der Aphasie, benannt nach dem französischen Chirurgen, Neurologen und Anthropologen Paul Broca (1824-1880). Charakteristisch ist eine langsame und zögerliche Sprechweise, die nur unter großer Sprachanstrengung zustande kommt und von Wortfindungsstörungen geprägt ist, eine Beschränkung auf wenige Schlüsselwörter und eine stark vereinfachte Syntax ( siehe Zusatzinfo ). Die Verbformen werden auf den Infinitiv und das Partizip reduziert, Substantive erscheinen häufig nur im Singular, und Konjunktionen, Adjektive, Adverbien und Artikel fehlen meist ganz. Artikulation und Sprachmelodie (Prosodie) sind stark gestört. Bei einem weitgehenden Verlust grammatikalischer Ordnung (Agrammatismus, "Telegrammstil") kommt es zu klanglichen Umschreibungen (phonematische Paraphasien. Das Sprachverständnis ist oft nicht beeinträchtigt, das Nachsprechen jedoch sehr. Der Schweregrad kann zwischen unterschiedlichen Patienten mit Broca-Aphasie viel stärker variieren als bei der Wernicke-Aphasie, was wahrscheinlich vom Ausmaß subcorticaler Schäden abhängt. Ursache sind Läsionen im Versorgungsgebiet der Arteria praecentralis, d.h. des Broca-Areals (Brodmann-Areale 44, 45).
Broca-Aphasie
Beispiel für die perseverierende Sprache eines Broca-Aphasikers, dessen Zugriff auf das phonematische Lexikon intakt ist, nicht aber der auf das semantische Lexikon (Wortfindungsstörung), beim Versuch, eine Tasse und eine Erbse zu benennen:
"die Be, än, brech, na, Brech, ein Becher. – Das ist eine Ibs, Ibse, Ibs, ein Bis, nein, Bern, Bis, ahh, ein Sid, Ibse, Gotsi. Langsam! lang, lerg, das ist eine Erbse, Erbse!".
Der von Paul Broca 1865 beschriebene Patient "Monsieur Tan" hatte nach der heutigen Nomenklatur keine Broca-Aphasie, sondern eine globale Aphasie und Sprechapraxie.
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