Lexikon der Neurowissenschaft: Cholecystokinin
Cholecystokinin s [von griech. cholos oder chole = Galle, kystis = Blase, kinin = bewegen], Pankreozymin, Abk. CCK, E cholecystokinine, Neuropeptid der CCK-Gastrin-Familie, das das gleiche C-terminale Pentapeptid wie Gastrin aufweist. Durch Spaltung eines aus 114 Aminosäuren bestehenden Vorläuferpeptids entstehen Cholecystokininvarianten mit unterschiedlicher Länge (58, 39, 33, 22, 8 und 4 Aminosäuren). CCK-8 (entspricht der Sequenz 26-33 des Vorläufers) wirkt als Neurohormon und findet sich im Zentralnervensystem (ZNS) in besonders hohen Konzentrationen im Neocortex, Hippocampus, Septum und den Amygdalae. Mittlere CCK-Konzentrationen bestehen im medialen Hypothalamus, Thalamus und den Basalganglien. Keine oder sehr geringe Konzentrationen finden sich im lateralen Hypothalamus, im Mesencephalon (mit Ausnahme der Substantia grisea centralis), im Kleinhirn und im verlängerten Mark. – CCK-Wirkungen werden über mindestens 2 Typen von Rezeptoren (A und B) vermittelt. CCK-A-Rezeptoren finden sich vor allem in der Körperperipherie (Pankreas, glatte Muskulatur der Gallenblase etc.), aber auch in verschiedenen Strukturen des ZNS. CCK-B-Rezeptoren finden sich ubiquitär im ZNS. In zentralnervösen Nervenzellen ist CCK häufig mit Dopamin colokalisiert. Die Fähigkeit CCK-erger Neurone, dopaminerge Neuronen zu erregen, wird über CCK-A-Rezeptoren vermittelt. Entsprechend werden Wirkungen von CCK im motorischen System vor allem auf die Interaktion mit Dopamin im nigrostriatalen System zurückgeführt. Bei der Chorea Huntington des Menschen ist die Cholecystokinin-Konzentration in der Substantia nigra, bei Schizophrenie dagegen in der Cerebrospinalflüssigkeit und in zahlreichen Hirnarealen vermindert. – Seinem im ZNS weit gestreuten Vorkommen entsprechend wurden dem CCK vielfältigste Wirkungen auf das Verhalten zugeschrieben. Gabe von CCK bei Tieren führte zu einer Abschwächung belohnender intracranieller Selbstreizung im medialen Vorderhirnbündel. Die Effekte wurden in Zusammenhang mit der Interaktion von CCK mit dopaminergen Belohnungsstrukturen gesehen. Hinweise für eine antipsychotische Wirkung von CCK haben sich nicht durchgängig bestätigt. Des weiteren wurden verbessernde Wirkungen von CCK auf Aufmerksamkeits- und Arbeitsgedächtnisfunktionen beschrieben, die mit der Präsenz entsprechender Peptidrezeptoren in neocorticalen und hippocampalen Strukturen in Zusammenhang stehen könnten. Sehr gut dokumentiert sind sowohl beim Tier als auch beim Menschen sättigende Wirkungen von CCK (in Reaktion auf Nahrungsaufnahme; siehe unten), die über das CCK-System des medialen Hypothalamus vermittelt werden. CCK scheint dabei im Nucleus paraventricularis des Hypothalamus dem stimulatorischen Effekt noradrenerger Erregung auf die Nahrungsaufnahme entgegenzuwirken. Eine Beteiligung von CCK-A-Rezeptoren an dieser Wirkung ist nachgewiesen worden. Im Zusammenhang mit Sättigung scheint CCK zumindest beim Tier auch Müdigkeit und Schlaf zu induzieren. Über CCK-B-Rezeptoren übt CCK in der Substantia grisea centralis antinozizeptive Wirkungen aus. – CCK-33 ist auch ein Peptidhormon des Magen-Darm-Trakts der Säugetiere, das, aus der Schleimhaut des Zwölffingerdarms stammend, über das Blut eine Kontraktion und somit Entleerung der Gallenblase bewirkt. Die periphere Freisetzung von CCK wird stimuliert durch Aufnahme von Nahrung, insbesondere von fettreicher Nahrung. Es wird angenommen, daß das so freigesetzte CCK über Bindung an CCK-A-Rezeptoren an Nervenendigungen des Vagus und in den circumventrikulären Organen (Area postrema) Sättigungssignale in entsprechende Zentren des medialen Hypothalamus sendet (siehe oben). Hormone.
J.B.
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