Lexikon der Neurowissenschaft: Cholesterin
Cholesterin s [von griech. cholos = Galle, stear = Fett], Cholesterol, Echolesterol, ein vom Steroidgerüst abgeleiteter, ungesättigter, farb-, geruch- und geschmackloser Alkohol. Cholesterin wird überwiegend über Nahrungsmittel tierischer Herkunft aufgenommen. Soweit Tiere über die Möglichkeit einer Cholesterin-Biosynthese verfügen (Wirbeltiere), erfolgt der Aufbau aus 3 C2-Einheiten über Squalen ( siehe Abb. ). Cholesterin kommt bis ca.1% in fast allen tierischen Fetten vor. Angereichert ist Cholesterin u.a. im Gehirn (bis 10% der Trockenmasse). Cholesterin ist Bestandteil tierischer Zellmembranen, insbesondere von Nervenzellen, sowie Ausgangsprodukt für die Bildung zahlreicher anderer Steroide, darunter vieler Hormone (Steroidhormone), der Steroid-Alkaloide und der Calciferole (Vitamin D). Außerdem steuert Cholesterin embryonale Entwicklungsvorgänge (Gewebeorganisation), da während der Embryonalentwicklung bestimmte Proteine durch die Verknüpfung mit einem Cholesterinmolekül zu Informationsträgern zwischen Zellen werden ( siehe Zusatzinfo ). – Der Cholesterinspiegel liegt beim gesunden Menschen bei ca. 150-220 mg/100 ml Blut bis zum Alter von etwa 45 Jahren, danach beträgt er bis zu ca. 250 mg/100 ml. Bei Werten über 250 mg/100 ml spricht man von Hypercholesterinämie. Diese ist ein Hauptrisikofaktor für die Arteriosklerose, wobei durch Cholesterineinlagerung in die Blutgefäße und damit verminderte Durchblutung von Körperteilen oder Organen, insbesondere im Zusammenhang mit weiteren Risikofaktoren wie Nicotin, die Häufigkeit von Herzinfarkten und Schlaganfällen signifikant zunimmt. – Es besteht möglicherweise ein Zusammenhang zwischen der Alzheimer-Krankheit und Cholesterin, da dieses anscheinend essentiell für die Bildung des unlöslichen, neurotoxischen β-Amyloids der Alzheimer-Plaques ist. Auch ein Einfluß des Cholesterins auf die Psyche wird diskutiert. Demnach sollen zu niedrige Cholesterinspiegel ähnliche Folgen wie ein Mangel an Serotonin haben, nämlich die Neigung zu Depressionen, Aggressivität, Reizbarkeit oder sogar Selbstmord fördern. Die Mechanismen einer möglichen Wechselwirkung zwischen Cholesterin und Serotonin sind bisher nicht geklärt.
Lit.:Holtmeier, H.J.: Cholesterin. Zur Physiologie, Pathophysiologie und Klinik. Berlin 1996.
Cholesterin
Biosynthese des Cholesterins aus Squalen
Cholesterin
Mäuse ohne funktionierendes Shh-Gen (sonic hedgehog) zeigen neben Entwicklungsstörungen der Skelettausbildung und des Neuralrohrs äußere Defekte im Prozeß der Ausbildung der Augen und des Nasenbereichs (Unfähigkeit zur Ausbildung bilateraler Strukturen). Die Geburt zyklopischer Lämmer in den frühen 1960iger Jahren wird auf die kalifornische Kornlilie zurückgeführt, die die Mutterschafe gefressen hatten. Diese Pflanze enthält Toxine, die vermutlich die Bewegung des Cholesterins in der Zelle und damit die Erkennung des Shh-Signalproteins stören. Beim Menschen kennt man derartige Mißbildungen des Gesichts unter dem Begriff Holoprosencephalie.
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