Lexikon der Neurowissenschaft: Chronophysiologie
Chronophysiologiew [von griech. chronos = Zeit, Physiologie], E chronophysiology, Zweig der Chronobiologie, der die zeitliche Organisation physiologischer Abläufe erforscht. Fast alle bisher untersuchten physiologischen Funktionen von Menschen und Tieren zeigen tageszeitliche Variationen. Die Körpertemperatur des Menschen schwankt jeden Tag um 0,8 °C. Sie erreicht ihr Maximum am frühen Abend und ihr Minimum spät in der Nacht. Die Cortisolsekretion (Cortisol) hat ihren Tiefstand nach Mitternacht und erreicht ihren Höhepunkt gegen Tagesanbruch. Der Tagesrhythmus in der Plasmacortisolkonzentration ist ein wichtiger Synchronisator für verschiedene physiologische Parameter, wie aus der Substitutionstherapie bei Patienten mit Nebenniereninsuffizienz hervorgeht. Die Plasmakonzentrationen von Hormonen, Neurotransmittern, Glucose, Elektrolyten sowie die Anzahl der Leukocyten, Erythrocyten und Thrombocyten zeigen ebenfalls eine Tagesrhythmik ( siehe Abb. 1 ). Tagesrhythmische Phänomene werden auch sichtbar bei bestimmten Krankheitsbildern wie Asthma oder epileptischen Anfällen (Chronopathologie). Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch die Psychoneuroimmunologie (PNI), da gerade bei Depressionen chronophysiologische Einflüsse eine besondere Rolle spielen, z.B. bei saisonaler Depression (SAD) oder manisch-depressivem Verhalten ( siehe Abb. 2 ). Als Zentrum der circadianen Rhythmik im Gehirn gilt der Nucleus suprachiasmaticus, der paarig angeordnet sich in unmittelbarer Nähe des Ventriculus tertius befindet. Von dort aus wird konstant zur Nachtzeit über noradrenerge Stimulation Melatonin aus der Epiphyse freigesetzt. Chronopharmakologie.
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Chronophysiologie
Abb. 1: Beispiele der zeitlichen Organisation eines jungen, gesunden Menschen im täglichen Licht-Dunkel-Wechsel. Zeitpunkt des Maximums (·) des Rhythmus ± 0,95 Vertrauensgrenzen (-·-).
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Chronophysiologie
Abb. 2: Flußdiagramm der psychoneuroimmunologischen Vernetzung des Menschen in Krankheit und Gesundheit als Basis für chronophysiologische, chronopathologische und chronotherapeutische Reaktionen.
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