Lexikon der Neurowissenschaft: Coelenteraten-Nervensystem
Coelenteraten-Nervensystems [von griech. koilos = hohl, entera = Eingeweide], E coelenterate nervous system,das Nervensystem der Hohltiere (Coelenterata), einem Stamm der Metazoa, bestehend aus den Cnidaria (Nesseltieren) und den Ctenophora (Rippenquallen). Es zählt zu den einfachsten und vermutlich ursprünglichsten Formen von Nervensystemen überhaupt und besteht nur aus einem diffusen Nervennetz ( siehe Abb. ), dessen auffälligstes Merkmal die Abwesenheit von Koordinationszentren ist, die denen anderer Tiere vergleichbar wären (Ganglien oder Gehirn). Als weitere Auffälligkeit gilt die Dominanz elektrischer Synapsen und die Existenz von Nervenzell-Syncytien (bei Hydrozoen). Die Nervenzellen von Coelenteraten können mono-, bi- oder multipolar sein. Sie liegen zwischen den Epithelzellen von Ekto- und Entodermis und stehen in Kontakt zu Sinneszellen und Epithelmuskelzellen. – Bei den zwei Erscheinungsformen der Coelenteraten, den festsitzenden Polypen und den freischwimmenden Medusen, unterscheiden sich die Nervensysteme aufgrund der unterschiedlichen Lebensweisen voneinander. Das Nervensystem von Polypen ist ein einfaches Nervennetz, das sich um Mund und Fuß stark konzentriert. Bei manchen Polypen wie z.B. Hydra oligactis existiert ein hypostomaler "Nervenring". Sinneszellen kommen als einzelne, zwischen den Epithelmuskelzellen liegende Mechanorezeptoren, Photorezeptoren oder Chemorezeptoren vor, komplexe Sinnesorgane fehlen jedoch völlig. Im Vergleich dazu ist das Nervensystem der Medusen komplizierter, und es existieren teilweise komplexe Sinnesorgane. Das Nervennetz ist aus zwei miteinander verbundenen Ringen aufgebaut. Der innenliegende, subumbrellare Ring wird von großen, bipolaren Motoneuronen gebildet, die elektrisch gekoppelt sind (gap junction). Dieses schnell leitende System steht mit dem subumbrellaren und velaren Ringmuskelsystem in Kontakt, das die Schwimmbewegungen ermöglicht. Der außenliegende, exumbrellare Nervenring ist aus kleinen, multipolaren Zellen mit dünnen, langsam leitenden Fortsätzen aufgebaut. Er steht in Verbindung mit Sinneszellen an der Körperoberfläche und kontrolliert die Bewegungen bei der Nahrungsaufnahme. Als Sinnesorgane kommen beispielsweise Augen (Pigmentflecken, Becherocellen, Linsenaugen), Gleichgewichtsorgane (Statocysten, Lithostylen) oder Rhopalien (kolbenförmige Gleichgewichtsorgane, z.T. mit Augen und Chemorezeptoren besetzt) vor.
Coelenteraten-Nervensystem
Nervennetz eine Süßwasserpolyps
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