Lexikon der Neurowissenschaft: Dehydroepiandrosteron
Dehydroepiandrosterons [von latein. de = weg-, griech. hydor, Genitiv hydratos = Wasser, epi = auf, aner, Genitiv andros = Mann, stear = Fett], Androstenolon, Abk. DHEA, C19-Steroid ( siehe Abb. ) aus der Gruppe der neuroaktiven Steroide (Neurosteroide), die unter Zuführung von Cholesterol und weiteren steroidalen Vorläufermolekülen direkt im Nervensystem, insbesondere in myelinisierenden Gliazellen synthetisiert werden. Die DHEA-Konzentrationen im Zentralnervensystem sind regional unterschiedlich (erhöhte Konzentrationen im Hypothalamus und Mesencephalon) und schwanken in Abhängigkeit von der Hirnentwicklung und psychischen Bedingungen (z.B. Streß). In der Körperperipherie wird DHEA hauptsächlich in der Nebennierenrinde (Nebenniere) gebildet und als Sulfatester (DHEAS) ins Blut abgegeben. Die Konzentration im menschlichen Blut beträgt bei männlichen Personen 100, bei weiblichen 70 μg/l, bei einer Sekretionsrate von 15 bzw. 12 mg/Tag. Sie nimmt mit zunehmendem Alter stark ab. In der Körperperipherie übt DHEA androgene Wirkungen aus, die aber deutlich schwächer sind als die des Testosterons. DHEAS dient nach Abspaltung der Sulfatgruppe als zusätzliche Quelle der Testosteron-Synthese im Hoden bzw. während der Schwangerschaft als Vorstufe der Östrogen-Synthese in der Placenta. DHEA und DHEAS passieren die Blut-Hirn-Schranke, so daß sowohl zentralnervös als auch peripher gebildetes DHEA Hirnfunktionen modulieren kann. Neben genomischen (über intrazelluläre Steroidrezeptoren vermittelten) Wirkungen wird in Zusammenhang mit den zentralnervösen Wirkungen von DHEA ein direkter Einfluß dieses Moleküls auf Transmitter-regulierte Membrankanäle diskutiert. So übt DHEA bzw. DHEAS eine funktional antagonistische Wirkung auf inhibitorische GABAergeSynapsen aus. Im Hippocampus wurde nach Gabe von DHEAS eine verstärkte Freisetzung von Acetylcholin beobachtet. Im Tierversuch verbesserte die Gabe von DHEA Lern- und Gedächtnisleistungen. Beim Menschen konnten diese Befunde nicht repliziert werden. Ob die Langzeitbehandlung mit DHEA bzw. DHEAS zu Verbesserungen kognitiver Funktionen und der Stimmung insbesondere bei alten Menschen (Altern) und Patienten mit Alzheimer-Krankheit führt, wird gegenwärtig kontrovers diskutiert.
Dehydroepiandrosteron
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