Lexikon der Neurowissenschaft: diabetische Polyneuropathie
diabetische Polyneuropathie, E diabetic polyneuropathy, eine durch Diabetes mellitus verursachte Polyneuropathie. Der Diabetes ist eine der häufigsten Ursachen einer Polyneuropathie, an der etwa 10% der Diabetiker leiden. Die pathophysiologischen Abläufe sind nicht völlig aufgeklärt und beruhen auf metabolischen und vaskulären Faktoren. Verschiedene Formen von Neuropathien können mit dem Diabetes mellitus assoziiert sein. Die einzelnen Syndrome werden derzeit nach klinischen Gesichtspunkten voneinander getrennt, und erhebliche Überlappungen der einzelnen Formen kommen vor. Am häufigsten besteht eine symmetrische, distal betonte, vorwiegend sensomotorische Polyneuropathie. Diese Neuropathie kann von einer autonomen (vegetativen) Polyneuropathie begleitet sein. Häufige autonome Störungen betreffen das cardiovaskuläre System (orthostatische Dysregulation), die Thermoregulation (Anhydrosis), den Gastrointestinaltrakt (Diarrhoe) und das genito-urethrale System (erektile Impotenz). Generell sind bei Diabetikern umschriebene Schädigungen einzelner Nerven häufiger als in der Normalbevölkerung, und es treten Monoparesen im Sinne einer Mononeuritis oder Mononeuritis multiplex auf. Die Symptomatik entwickelt sich meist akut und ist oft von Schmerzen begleitet; Hirnnerven (z.B. Oculomotorius) können auch befallen sein. Bei etwa 1% der Patienten mit Diabetes kommt es zu einer diabetischen Amyotrophie, die charakterisiert ist durch eine fortschreitende, schmerzhafte, atrophische Parese der Ober- oder Unterschenkelmuskulatur. In der Therapie und Prävention sämtlicher Formen der diabetischen Polyneuropathie kommt einer möglichst optimalen Blutzuckereinstellung die entscheidende Rolle zu.
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