Lexikon der Neurowissenschaft: Elektrolythaushalt
Elektrolythaushalt, geregelte Aufnahme, Umwandlung und Abgabe von Elektrolyten, d.h. von ionisch aufgebauten Stoffen, die in wäßriger Lösung als Mischungen aus Anionen und Kationen vorliegen. Ein konstanter Elektrolytbestand des Organismus ist Voraussetzung für den Ablauf aller Lebensprozesse und steht in engem Zusammenhang mit dem Wasserhaushalt. Die Konstanz der osmotisch wirksamen Teilchen im Blutplasma und im interstitiellen Raum wird über einen hormonellen Regelkreis gesteuert ( siehe Abb. ). Bei der Regulation der intrazellulären Ionenkonzentrationen (besonders der Na+- und K+-Konzentration) spielen die in den Membranen lokalisierten Ionenpumpen eine entscheidende Rolle. – Die Regulation der Na+-Konzentration erfolgt über das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, das die renale Ausscheidung beeinflußt. Bei einer Hyponatriämie (zu geringe Na+-Konzentration) können klinische Symptome entweder fehlen oder dramatisch sein (Bewußtseinsstörungen, pathologische Reflexe, niedrige Körpertemperatur, Anorexie, Krämpfe); Ursachen sind Glucocorticoidmangel, vermehrte ADH-Sekretion (Hirntumor, Encephalitis), verschiedene Lungenerkrankungen, akute und chronische Niereninsuffizienz. Klinische Symptome bei Hypernatriämie (zu hohe Na+-Konzentration) sind vor allem Polyurie, Polydipsie und Durst. – Die extrazelluläre K+-Konzentration wird über die renale Ausscheidung unter Mitwirkung von Aldosteron kontrolliert. Die Symptome einer Hypokaliämie und Hyperkaliämie entsprechen sich weitgehend und sind vor allem durch die Beteiligung von K+-Ionen an dem Membranpotential der Muskelzelle geprägt. So führt eine Hypokaliämie zu einer Schwächung der Muskelkontraktion und damit zu Paralysen der glatten und quergestreiften Muskulatur, während eine Hyperkaliämie eine Übererregbarkeit der Muskelzellen zur Folge hat. – Ca2+ spielt eine wichtige Rolle als sekundärer Bote und bei der Erregbarkeit (Erregung) von Muskel- und Nervenzellen. Als Folge einer Hypocalcämie kommt es zu einer gesteigerten Erregbarkeit des gesamten Nervensystems (tonische Muskelkrämpfe, Spasmen der glatten Muskulatur). – Magnesium-Ionen hemmen in hoher Konzentration die Freisetzung von Acetylcholin, dämpfen die Erregbarkeit des neuromuskulären Apparats (motorische Endplatte) und beeinflussen viele enzymatisch gesteuerte Reaktionen. Bei einer Hypermagnesiämie kommt es zu einer Herabsetzung der Erregbarkeit der quergestreiften Muskulatur und zu einer Hemmung von zentralnervösen Funktionen.
Elektrolythaushalt
Kontrolle von Osmolarität und Volumen des Blutes und der extrazellulären Flüssigkeit. *ANF = Atrial natriuretic factor; bei Na+-Mangel wird dieser Faktor nicht freigesetzt.
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