Lexikon der Neurowissenschaft: emotionale Intelligenz
emotionale Intelligenz, Eemotional intelligence, Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu reflektieren und nicht von ihnen überwältigt zu werden, sondern sie situationsabhängig zu beherrschen, zu integrieren oder zu instrumentalisieren ( siehe Zusatzinfo 1 ), sowie die Fähigkeit, sich in andere einfühlen zu können (Empathie). Daß diese Fähigkeiten wichtig für den Erfolg im Alltag sind, insbesondere in sozialen Verbänden, läßt sich kaum bestreiten. Kontrovers diskutiert wird allerdings, inwiefern Intelligenz eine isolierbare Eigenschaft ist, die sich in einer einzigen Größe ("g-Faktor") manifestiert und hinreichend beschreiben läßt, oder aus einzelnen, voneinander weitgehend unabhängigen Komponenten besteht, z.B. mathematisch-logische, räumliche, musikalische, sprachliche, praktische und soziale Intelligenz, wobei letztere mit der emotionalen Intelligenz zusammenhängt. Ebenfalls umstritten ist der Anteil der Gene und der Umwelt an ihrer Entwicklung (Anlage-Umwelt-Kontroverse), die Zuverlässigkeit und Aussagekraft von Messungen ( siehe Zusatzinfo 2 ), und inwiefern sich emotionale Intelligenz überhaupt quantitativ (als sogenannter emotionaler Intelligenzquotient, EQ) erfassen läßt.
Lit.:Goleman, D.: Emotionale Intelligenz. München, Wien 1996. Goleman, D.: EQ2, der Erfolgsquotient. München, Wien 1999.
emotionale Intelligenz
1emotionale Intelligenz exemplarisch:
Ein kämpferischer Samurai, so heißt es in einer alten japanischen Legende, forderte einst einen Zenpriester auf, ihm Himmel und Hölle zu erklären. Doch der Priester erwiderte verächtlich: "Du bist nichts als ein Flegel, mit deinesgleichen vergeude ich nicht meine Zeit!" – In seiner Ehre getroffen, wurde der Samurai rasend vor Wut, zog sein Schwert aus der Scheide und schrie: "Für deine Frechheit sollst du mir sterben!" – "Das ist", gab ihm der Prister gelassen zurück, "die Hölle." – Verblüfft von der Erkenntnis der Wahrheit dessen, was der Priester über die Wut gesagt hatte, die sich seiner bemächtigt hatte, beruhigte sich der Samurai, steckte das Schwert in die Scheide und dankte dem Priester mit einer Verbeugung für die Einsicht. – "Und das", sagte der Priester, "ist der Himmel."
emotionale Intelligenz
2 Messung der emotionalen Intelligenz – ein Experiment:
Um eines Zieles willen seine Bedürfnisse aufschieben zu können, ist ein wichtiges Merkmal der emotionalen Intelligenz und bringt Erfolg, wie dieses (allerdings umstrittene) Experiment illustrierte:
Vierjährige Kinder bekommen eine Süßigkeit. Sie werden vor die Wahl gestellt, diese entweder gleich zu essen oder damit zu warten, bis der Versuchsleiter wiederkommt. In diesem Fall, und nur dann, wird er ihnen eine zweite Süßigkeit geben. Die Kinder, die wegen der angekündigten zweiten Süßigkeit gewartet haben, erschienen nach einer Untersuchung zehn Jahre später selbstbewußter, sozial kompetenter, hatten eine größere Frustrationstoleranz und oft (obgleich keinen höheren IQ) mehr Erfolg in der Schule. Die anderen erschienen unsicherer, unentschlossener, unreifer, neidischer, eifersüchtiger und streitsüchtiger.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.