Lexikon der Neurowissenschaft: Facialislähmung
Facialislähmung w [von latein. facies = Gesicht], Facialisparese, Gesichtslähmung, Fazioplegie, Efacial paralysis, Ausfall des Facialis, wobei je nach Sitz der Schädigung eine periphere und eine zentrale Facialislähmung unterschieden werden können. Bei der peripheren Facialislähmung (z.B. durch Schädigung des Nerven beim Austritt an der Schädelbasis) fällt die gesamte mimische Muskulatur der betreffenden Gesichtshälfte aus ( siehe Abb. 1 ). Die Stirn kann nicht mehr gerunzelt, der Mund nicht mehr zum Pfeifen gespitzt und die Wange nicht mehr aufgeblasen werden. Der Mundwinkel hängt nach unten, und die Nasolabialfalte ist verstrichen. Besondere Beeinträchtigungen entstehen durch den Ausfall von Lidschlag und Lidschluß. Die Hornhaut des Auges (Cornea) wird nicht mehr geschützt, weil der Cornealreflex und der Conjunctivalreflex ausfallen. Es besteht die Gefahr, daß die Hornhaut austrocknet, weil das Befeuchten duch die Tränenflüssigkeit wegfällt. Beim vergeblichen Versuch, das Auge zu schließen, wird das normalerweise auftretende Abweichen des Augapfels nach oben und außen sichtbar (Bell-Phänomen; die periphere Facialislähmung wird auch Bell-Lähmung genannt; Bell). Bei Schädigung des Nerven im Facialiskanal können Geräuschüberempfindlichkeit (Ausfall des Musculus stapedius, der die Weiterleitung von Schallwellen im Mittelohr dämpft), Geschmacksstörungen (Ausfall der mit dem Facialis verlaufenden Chorda tympani, ein Ast des Intermedius) und Störungen der Tränensekretion (Ausfall des mit dem Facialis verlaufenden Nervus petrosus major, Ast des Intermedius) auftreten. Bei der zentralen Facialislähmung (Ausfall oberhalb des Facialiskerns, z.B. beim Schlaganfall) kommt es zur Lähmung der unteren Gesichtshälfte der gegenüberliegenden Seite. Ursache dafür ist, daß die Innervation des oberen Anteils des Facialiskerns (Hirnnervenkerne) für die Versorgung der oberen Gesichtshälfte von den motorischen Rindenfeldern beider Hirnhälften erfolgt, während der untere Anteil des Facialiskerns für die Versorgung der unteren Gesichtshälfte nur von den Rindenfeldern der gegenüberliegenden Hirnhälfte innerviert wird ( siehe Abb. 2 ). Facialisanastomose, Hirnnervenlähmung, Hirnnervensyndrom.
Facialislähmung
Abb. 1:Periphere Facialislähmung
Bei Schädigung im Abschnitt a erfolgt Lähmung der Gesichtsmuskeln, im Abschnitt b zusätzlich Störung von Geschmacksempfindung und Speicheldrüsensekretion, im Abschnitt c zusätzliche Geräuschüberempfindlichkeit, im Abschnitt d zusätzliches Erlöschen der Tränensekretion
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