Lexikon der Neurowissenschaft: Galen
Galen [auch: Galenos, Galenus], Claudius, griech.-römischer Arzt und Philosoph, *129 Pergamon, †um 200 Rom (?); bedeutendster Arzt der römischen Periode der Antike. Nach vielseitiger philsophischer und medizinischer Ausbildung in Smyrna, Korinth und Alexandria war er ab 157 Gladiatorenarzt in Pergamon. Durch Sektionen an Tieren verschaffte er sich gründliche anatomische Kenntnisse. Ab 162 hielt er sich in Rom auf, wo er durch Vorlesungen und ärztliche Erfolge rasch berühmt und auch von der kaiserlichen Familie konsultiert wurde. Nach vorübergehender Abwesenheit rief Kaiser Marcus Aurelius ihn als Leibarzt wieder nach Rom. Auf dem Boden der anatomischen und physiologischen Kenntnisse seiner griechischen Vorgänger entwickelte Galen eine umfassende medizinische Theorie als Grundlage für die Lehre von den Krankheiten und die Indikationen für die ärztliche Praxis, wobei er sich sowohl auf die medizinischen Kenntnisse des Hippokrates als auch die teleologischen Auffassungen des Aristoteles stützte. Er verfaßte über 400 medizinische und philosophische Schriften, von denen über die Hälfte erhalten ist und die bis ins 17. Jh. in der christlichen Welt Grundlage des ärztlichen Wissens waren. In der Anatomie des Nervensystems unterschied er zwischen Nerv, Sehne und Band. Die Nerven sind danach außer den Sehnerven nicht hohl, enthalten aber unsichtbare Kanäle. Er beschrieb 7 Gehirnnervenpaare, stellte das Auge mit seinen sechs Muskeln dar und prägte den Begriff Epiphyse. Das Gehirn ist nach Galen der Ursprungsort der Nerven, der Entstehungsort der Sinnesempfindungen, die Quelle der willkürlichen Bewegungen und der Sitz des Denkens. Das Rückenmark entspringt danach aus dem Gehirn und verzweigt sich in die Nerven. Die Bewegungsnerven entspringen aus den äußeren, die Empfindungsnerven aus den inneren, weichen Gehirnteilen. Vom Gehirn aus wird das "Pneuma psychikon" zu den Muskeln geleitet und veranlaßt sie zur Kontraktion. Galen erkannte auch zusammenwirkende Muskelfunktionsgruppen. Galens Physiologie war die bedeutendste Leistung auf diesem Gebiet in der gesamten Antike. cephalozentrische These, Galen-Vene.
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