Lexikon der Neurowissenschaft: Generalisierung
Generalisierungw [von latein. generalis = allgemein], Generalisation, Egeneralization, 1) Bezeichnung für die Tatsache, daß Verhaltensweisen (Verhalten), die in einem Lernprozeß (Lernen) an eine bestimmte Reizsituation (Reiz) gekoppelt wurden, nicht nur durch genau diese, sondern auch durch andere, ähnliche Reizsituationen hervorgerufen werden können (Reizgeneralisierung). I.P. Pawlow zeigte, daß z.B. ein bedingter Reflex zu Beginn seiner Ausarbeitung auf einen Ton als bedingten Reiz auch durch andere, ähnliche Töne ausgelöst wird. Dies ist auf eine anfängliche Irradiation der Erregung im auditorischen System zurückzuführen. Dadurch bilden sich bedingte Verbindungen mit einem breiten Spektrum ähnlicher Töne. Erst wenn nur dieser eine bedingte Ton wiederholt in gleicher Weise bekräftigt worden ist, findet eine zunehmende Konzentration des durch diesen Ton ausgelösten Erregungsprozesses statt, d.h., es kommt zu einer Differenzierung der verschiedenen Töne.Von der Reizgeneralisierung unterscheidet man die Reaktionsgeneralisierung, bei der durch den gleichen Reiz unterschiedliche Reaktionen ausgelöst werden können. – Nicht nur im biologischen, sondern auch im kognitiven Lernprozeß spielt die Generalisierung eine wichtige Rolle. Sie ist hier ein Ergebnis von induktiven Schlußfolgerungen (Induktion), die aus Einzelerfahrungen Aussagen über Klassen ableiten (Verallgemeinerung). Die Generalisierung ist von der Abstraktion zu unterscheiden, die sich nicht nach allgemeinen Ähnlichkeiten richtet, sondern durch die wesentliche Züge eines Reizsystems oder einer Situation herausgehoben werden. Generalisierung ist im Gegensatz zum Abstraktionsvermögen im Tierreich weit verbreitet. angeborener auslösender Mechanismus, bedingter Reflex, Kategorisierung, Konditionierung, Lernen. 2)in der Medizin Bezeichnung für die Ausbreitung einer Krankheit auf ein ganzes Organsystem oder den ganzen Körper; in der Epilepsiediagnostik Bezeichnung für die Ausbreitung von epileptischer Aktivität über beide Gehirnhemisphären. 3) In der KI-Forschung (künstliche Intelligenz) eine Form des induktiven Lernens (Induktion), bei der spezifische Aussagen in allgemeine Aussagen überführt werden. Die Generalisierung erzeugt neue Beschreibungen auf Grundlage von Beschreibungen bestimmter Objekte oder Beispiele.
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