Lexikon der Neurowissenschaft: Genotyp-Umwelt-Korrelation
Genotyp-Umwelt-Korrelationw, Genotyp-Umwelt-Kovariation, Anlage-Umwelt-Kovariation, genetische Kontrolle des Ausmaßes, in dem Individuen Umwelten ausgesetzt sind. Der Mensch schafft seine Erfahrungen zum Teil aus genetischen Gründen selbst. Es gibt 3 Arten der Genotyp-Umwelt-Korrelation: passive, evozierte (reaktive) und aktive. Der passive Typ tritt auf, wenn Kinder neben ihren genetischen Anlagen auch die dazu passende Familienumwelt von ihren Eltern erhalten. So erben intelligente Kinder nicht nur gewisse Anteile an ihrer Intelligenz von ihren Eltern, sondern die Eltern bieten gleichzeitig noch eine stärker intelligenzfördernde Umwelt. Der evozierte Typ liegt vor, wenn Individuen aufgrund ihrer Gene bestimmte Reaktionen aus ihrer sozialen Umwelt hervorlocken, die ihren angeborenen Neigungen entsprechen. Ein musikalisch talentiertes Kind wird z.B. in der Schule ausgewählt und erhält eine besondere Förderung. Der aktive Typ ist dann gegeben, wenn Individuen Umwelten auswählen, verändern oder konstruieren, die mit ihren genetischen Anlagen korreliert sind. Z.B. sucht sich ein musikalisches Kind Freunde desselben Hobbys oder verschafft sich auf anderem Weg weitere musikalische Erfahrungszugänge. Manche Verhaltensgenetiker gehen sogar davon aus, daß die Umwelt eines Individuums weitgehend durch seinen Genotyp bestimmt ist, was in Nordamerika zu einer tiefgreifenden erziehungspädagogischen Diskussion geführt hat (Harris, J.R. (2000): "Ist Erziehung sinnlos? Die Ohnmacht der Eltern"). Die Genotyp-Umwelt-Korrelation kann auch negativ sein. Ein Beispiel dafür ist, wenn langsam lernenden Kindern besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird, um ihre Leistungen zu steigern. Der Aufdeckung von Genotyp-Umwelt-Korrelation dienen verhaltensgenetische Zwillings- (Zwillingsforschung) und Adoptionsstudien. nichtgeteilte Umwelt, Organismus-Umwelt-Beziehungen, Verhaltensgenetik.
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