Lexikon der Neurowissenschaft: Gerontopsychologie
Gerontopsychologiew [von griech. geron, Genetiv gerontos = Greis, psyche = Seele, logos = Kunde], Egerontopsychology, Teilbereich der Entwicklungspsychologie, Lehre von den seelischen Begleiterscheinungen des Alterns. Hierbei steht der Prozeß des Älterwerdens, also Veränderungen im menschlichen Verhalten und Erleben in psychologischer Betrachtung im Mittelpunkt. Seit Beginn des 20. Jh. gewinnt die Gerontopsychologie aufgrund der steigenden Lebenserwartung zunehmend an Bedeutung ( siehe Zusatzinfo ). Aus den Ergebnissen erster Intelligenz- und psychomotorischer Tests entwickelte sich die lange vertretene Behauptung einer generellen Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit des älteren Menschen (Defizit-Modell). Längsschnittstudien, die umfassend die psychischen, somatischen und sozialen Veränderungen von alten Menschen untersuchen, widerlegen diese Ergebnisse und präsentieren durch ihre Forschungen ein ganz anderes Altersbild: Verhaltensmuster, die sich im Laufe eines Lebens ausprägten, bestimmen das seelische Befinden im Alter. Die Studien zeigen, daß die geistige Leistungsfähigkeit im Alter erhalten bleibt und z.T. sogar eine Steigerung erfahren kann, wenn sie im Jugendalter optimal ausgebildet und während des mittleren Lebensalters weiterentwickelt wurde. Eine verminderte Informationsaufnahme, die durch das Nachlassen sensorischer Fähigkeiten bedingt ist, wird durch Erfahrungen ausgeglichen. Die These der altersbedingten Persönlichkeitsveränderungen ist ebenso zu modifizieren: Altersdepressionen (Depression) sind nicht generell auf das hohe Alter zurückzuführen, sondern in der Biographie eines Menschen begründet. Während eine aktive Auseinandersetzung mit Belastungssituationen die weitere Persönlichkeitsentwicklung fördert, wirken passive Auseinandersetzungsformen entwicklungshemmend. Alterskrankheiten.
Gerontopsychologie
Die Anfänge der Gerontopsychologie lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen: während Cicero dem alten Menschen geistige Kreativität und Weisheit zusprach, könnten Aristoteles´ pessimistische Ansichten über das Alter als erster Beitrag zum Defizit-Modell verstanden werden.
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