Lexikon der Neurowissenschaft: Gesang
Gesang m,E song,in der Ethologie und Bioakustik Bezeichnung für komplexe, nach menschlichem Empfinden meist melodische Lautäußerungen vorrangig bei Insekten und Wirbeltieren, die kommunikativen Funktionen in verschiedenen Funktionskreisen dienen (Kommunikation). Durch den Gesang wird z.B. das Territorium verteidigt oder markiert oder es werden Fortpflanzungspartner angelockt (z.B. bei Fröschen). Außerdem dient der Gesang bei den meisten Vögeln (Vogelgesang;siehe Abb. ) als ein wesentliches kommunikatives Element bei der Balz. – Bei Insekten (z.B. Grillen) und Vögeln läßt sich Gesang durch zentralnervöse Reizung in bestimmten Hirngebieten auslösen. Die Gesangsaktivität ist hormonabhängig und vor allem deutlich mit der Aktivität der Geschlechtshormone (z.B. Testosteron) korreliert. Nachweislich kommt es bei männlichen Singvögeln unter dem Einfluß zunehmender Hormonaktivität in der Paarungszeit zur Zunahme von Nervenzellen in den gesangsgenerierenden Vorderhirnbereichen (als Form der Plastizität im Nervensystem), die sich nach der Brutperiode wieder zurückbilden. Während bei Insekten (Heuschrecken, Grillen) eine artspezifisch stabile genetische Determination vorzuliegen scheint, ist bei den Vögeln die Situation vielfältiger. Hier gibt es die verschiedensten Grade genetischer Determination, d.h., in unterschiedlichem Maße ist der Gesang individuell variabel. Einige Arten (sogenannte Spötter) können sehr variabel Elemente von in der Umgebung lebenden anderen Arten einbauen (z.B. Gelbspötter, Getreiderohrsänger). Bei anderen Arten ist nur ein "Gesangsgerüst" genetisch vorgegeben, und in bestimmten frühen Entwicklungsphasen bildet sich der vollständige artspezifische Gesang aufgrund der artspezifischen "Vorsänger" (z.B. Buchfink; Gesangsprägung). Bei wieder anderen Vogelarten ist der Gesang genetisch relativ vollständig vorgegeben. Gesangsaktivität unterliegt vielfach neben der Jahresperiodizität auch tagesperiodischen Schwankungen. Bei vielen Vogelarten ist die Gesangslänge und Motivanzahl mit der Populationsdichte korreliert.
Gesang
1 Lautspektrographische Darstellung (Sonagramm) einer Strophe des Buchfinken-Gesangs (Fringilla coelebs). Auf der Ordinate sind die Frequenzen (Tonhöhen) aufgetragen, während die Abszisse die Zeitachse bildet. Die Abb. zeigt die Zusammensetzung der Strophe aus unterschiedlichen Motiven und Elementen. 2 Gesangsbeginn in Abhängigkeit von der Helligkeit bei einigen Vogelarten im Lauf des Monats März.
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