Lexikon der Neurowissenschaft: Gesichtsattraktivität
Gesichtsattraktivitätw, Efacial attractiveness, objektive verallgemeinerbare Merkmale (neben individuellen Vorlieben), die Gesichter in den Augen der Beurteiler unterschiedlich attraktiv erscheinen lassen. Bereits 3 Monate alte Säuglinge schauen "schönere" Gesichter im Wahlversuch bevorzugt an. Symmetrischere Gesichter (z.B. gleich große Augen, gleich weit entfernt von der Symmetrieachse) und homogene Hautoberfläche werden als attraktiver empfunden. Zahlreiche Studien, vor allem mit Vögeln und Insekten, haben gezeigt, daß erhöhte körperliche Symmetrie mit verringertem Parasitenbefall, längerer Lebenserwartung, erhöhter Fruchtbarkeit und größerem Wachstum einhergeht. Auch beim Menschen finden sich solche Zusammenhänge mit Gesundheit und Sterblichkeit. Symmetrie korreliert mit der Stärke des Immunsystems, und bei Männern finden sich zudem Korrelationen mit Dominanz, Wettbewerbsverhalten und Fruchtbarkeit. Symmetrische Männer sind für Frauen vor allem während der fruchtbaren Tage attraktiv. Es finden sich bei den attraktiv eingestuften Gesichtsmerkmalen ( siehe Abb. ) geschlechtstypische Unterschiede. Große Augen, schmale Wangen mit hohen und betonten Wangenknochen, große Lippen, kleines Kinn wirken besonders auf Männer, während ein breites Kinn als Ausdruck sozialer Dominanz vor allem auf Frauen wirkt. Nach der Prototypentheorie bilden Menschen unbewußt aus menschlichen Gesichtern, die sie während ihres Lebens wahrnehmen, ein neuronal abgespeichertes "Durchschnittsgesicht", das für ihre Attraktivitätseinschätzung eine große Rolle spielt. Bestätigung findet diese Hypothese in der experimentalen Überlagerung der Photos (composites) vieler weiblicher Einzelgesichter; das so entstandene prototypische weibliche Durchschnittsgesicht wird attraktiver bewertet als die zugrundeliegenden Einzelportraits. Diese Methode funktioniert jedoch nicht beim Überlagern männlicher Gesichter. Hier werden offensichtlich allein die Extremmerkmale bewertet. Der Mechanismus der Durchschnittsbildung erklärt das Phänomen der Gesichtsattraktivität jedoch nicht hinreichend, denn die Übertreibung bestimmter Gesichtsmerkmale führt noch zu einer weiteren Attraktivitätssteigerung (übernormaler Schlüsselreiz). Auch sind composites, die aus besonders attraktiv eingestuften Frauengesichtern gebildet werden, noch attraktiver als composites normal attraktiver Gesichter. Farrah-Effekt.
Gesichtsattraktivität
Gesichtszüge, die im Rahmen von Untersuchungen der Gesichtsattraktivität vermessen werden:
1 Gesichtslänge, 2 Gesichtsbreite auf Wangenknochenhöhe, 3 Gesichtsbreite auf Mundhöhe, 4 Stirnhöhe, 5 Höhe des oberen Kopfteils, 6 Höhe der Augenbrauen, 7 Augenhöhe, 8 Augenbreite, 9 Irisbreite, 10 Pupillenbreite, 11 berechnete standardisierte Pupillenbreite (nicht abgebildet), 12 Augenabstand, 13 berechnete Wangenknochenbreite (nicht abgebildet), 14 Breite der Nasenflügel, 15 Breite der Nasenspitze, 16 Nasenlänge, 17 berechnete Nasenfläche (nicht abgebildet), 18 Länge des mittleren Gesichtsteils, 19 Wangenbreite, 20 Oberlippendicke, 21 Unterlippendicke, 22 Höhe des Lächelns, 23 Breite des Lächelns, 24 Kinnlänge
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