Lexikon der Neurowissenschaft: Gestaltwahrnehmung
Gestaltwahrnehmung w, Gestalterkennung, E gestalt perception, die Fähigkeit, zum Zweck der Erkennung der äußeren Gestalt von Objekten trotz unterschiedlicher Repräsentation (Verdeckungen, perspektivische Verzerrung u.a.) Nebensächliches zu abstrahieren und allgemeine Eigenschaften herauszuheben; ein übergeordneter Begriff für die Gestaltprinzipien in der Wahrnehmung. Für Tiere und Menschen ist es überlebensnotwendig, einen Raubfeind oder einen potentiellen Geschlechtspartner unter den verschiedensten Bedingungen wiederzuerkennen. Die Gestaltwahrnehmung zieht Schlüsse aufgrund von Annahmen, die ihr bereits als biologisches Programm vorgegeben sind (angeboren), ist aber auch durch Erfahrung beeinflußt. Die Figur-Hintergrundtrennung, das Problem von Teil und Ganzem und andere Gestaltgesetze sind wichtige Bestandteile der Gestaltwahrnehmung. Es werden Merkmale wie Kolinearität, gleiche Geschwindigkeit, Richtung, Tiefe und Textur der Objekte genutzt ( siehe Abb. ). Gestaltwahrnehmung wird wahrscheinlich über corticale Mechanismen erzielt, bei denen die kooperative Tätigkeit von Neuronengruppen in einem bestimmten räumlichen Bezug zu Aktivitätskorrelationen führt. Das Auftreten bestimmter Merkmalsgruppen kann somit auch als ein Objekt gedeutet werden, das real nicht vorhanden ist. Wo solche optischen Täuschungen auftreten, können sie durch Messung und Betrachtung aus anderen Gesichtswinkeln aufgeklärt werden (Prägnanztendenz). Das magnozelluläre System scheint für die Gestaltwahrnehmung besonders wichtig zu sein.
Gestaltwahrnehmung
Gestaltkriterien (schematische Darstellung)
Bildelemente werden als Teil einer Figur gesehen, wenn sie
A verbunden sind, B nahe beieinanderliegen, C ähnlich sind, D kohärente Veränderungen aufweisen, E einen geschlossenen Umriß bilden, F sich sinnvoll fortsetzen, G symmetrisch sind.
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