Lexikon der Neurowissenschaft: Glücksforschung
Glücksforschungw, interdisziplinäres Untersuchungsvorhaben von Hirnphysiologen und (Evolutions-)Biologen zur Erforschung der Ursachen menschlichen Glücksgefühls. Erfolgreiches Agieren, unmittelbares Erleben, Aufsuchen von Grenzbereichen, Bewältigung von fremd- wie selbstgestellten Anforderungen und Erlernen und Verstehen bislang unbekannter Zusammenhänge sind erkannte Faktoren zur Steigerung des Glücksempfindens. Mischt sich Bekanntes mit noch Unverstandenem, scheint der Wunsch, hierüber mehr in Erfahrung zu bringen, besonders stark, ein entsprechendes Ergebnis wird als beglückend empfunden (Heureka-Prinzip; Brainstorming). Die "Funktionslust" mit ihrem bis zur perfekten Durchführung unermüdlichen Wiederholungsdrang schwieriger Bewegungsabläufe wird ebenfalls diesem Bereich zugeordnet; an ihr wird die Prämisse einer dem Glücksempfinden notwendigerweise vorangegangenen Anstrengung exemplarisch aufgezeigt. Die Fähigkeit, Glück zu erleben, wird zum Teil kulturell genutzt (Kultur). – In der Frage nach der stammesgeschichtlichen Entstehung des Gefühls "Glück" wird dieses als Evolutionsstrategie diskutiert, um gegen menschliche Trägheit und Unlustgefühle erfolgreich zu sein: Neue Erfahrungen werden nach Anstrengungen mit Glücksempfinden belohnt, also lohnt es sich, die Anstrengungen überhaupt erst auf sich zu nehmen. – Als Ort des Glücksempfindens im Gehirn wird über das sog. septo-hippocampale Belohnungssystem nachgedacht, eine Hirnregion, die stammesgeschichtlich mit explorativer Neugier (Erkundungsverhalten) und Verhaltensaktivierung verbunden ist ( siehe Zusatzinfo ). Die Nervenzellen der hieran beteiligten Gehirnareale (der mediale präfrontale Cortex, der Nucleus accumbens, der laterale Hypothalamus und das ventrale Tegmentum) vermitteln die verstärkenden und motivierenden Effekte körpereigener Neuropeptide, vor allem der Endorphine("Glückshormone").
Glücksforschung
Mittels Kernspinresonanzspektroskopie wurde die Aktivität im Belohnungszentrum des Gehirns bei angekündigten und bei überraschenden angenehmen Empfindungen verglichen (im Experiment wurden Erfrischungsgetränke in den Mund gespritzt). Es zeigte sich, daß die unerwarteten Reize eine stärkere Reaktion hervorriefen, angenehme Überraschungen also zu mehr Glücksbotenstoffen führten als erwartete Wohltaten. Dies könnte die Grundlage sein für die Beliebtheit von Überraschungsgeschenken wie z.B. Blumensträußen oder auch der SMS-Nachrichten per Handy.
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