Lexikon der Neurowissenschaft: Gurfinkel
Gurfinkel, Wiktor Semjonowitsch, russischer Neurowissenschaftler ( siehe Abb. ), *2.4.1933 Odessa; Schüler von N.A. Bernstein; ab 1949 Mitarbeiter und ab 1953 Leiter des Zentralinstituts für Prothesenbau in Moskau; ab 1960 am Institut für Biophysik der Akademie der Wissenschaften in Moskau; 1965 Professor für Physiologie; ab 1967 Leiter des Laboratoriums für Bewegungskontrolle am Institut für Probleme der Informationsübertragung der Akademie der Wissenschaften in Moskau; 1999 Übersiedlung in die USA. Seine wissenschaftlichen Arbeiten betrafen bisher die Kontrolle und Steuerung der Motorik und des Körpergleichgewichts (Gleichgewichtssinn) bei Bewegungen im Raum unter variablen Bedingungen. Dabei wandte er biomechanische, bioelektrische und psychophysiologische Methoden an. Er untersuchte die Kompensationsmechanismen nach Amputation und Prothesenanpassung und führte eine Methode zur bioelektrischen Steuerung der Handprothese ein. Er analysierte die komplexen antizipatorischen Vorgänge, die einer willkürlichen Bewegung vorausgehen und wies die Beteiligung der höchsten corticalen Niveaus an der Bewegungskontrolle, dem Körperschema, der Orientierung im Raum und der mentalen Repräsentation von Raum und Körper nach. Mit Hilfe von Robotern modellierte Gurfinkel senso-motorische Prozesse. Er untersuchte eingehend Veränderungen der Hämodynamik und entwickelte neue hämodynamische Untersuchungsmethoden. Gemeinsam mit französischen Forschern untersuchten er und seine Mitarbeiter den Einfluß der Schwerelosigkeit auf die Kontrolle der Motorik und der Körperhaltung und die Raumorientierung unter Raumflugbedingungen. Werke (Auswahl): "Regulation der Körperhaltung des Menschen" (russ., 1965), "Bioelektrische Kontrolle" (russ., 1972), "Skelettmuskel: Struktur und Funktion" (russ., 1985).
W.S. Gurfinkel
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