Lexikon der Neurowissenschaft: Heiligenberg
Heiligenberg, Walter, deutscher Neurobiologe und Verhaltensforscher ( siehe Abb. ), *31.1.1938 Berlin, †8.9.1994 USA (Flugzeugabsturz). Nach dem Studium der Zoologie und Botanik an der Universität Münster war Heiligenberg ab 1960 im neu gegründeten Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen (Oberbayern) bei K. Lorenz. Er führte zu jener Zeit noch wenig angewandte, streng analytische und quantifizierbare Methoden in die Verhaltensforschung (Ethologie) ein. Auf der Grundlage von Verhaltensuntersuchungen an Fischen entwickelte er ein allgemeines stochastisches Modell der Motivation. Danach werden die motivierten Aktionen durch zufallsbedingte Erregungsprozesse im Zentralnervensystem ausgelöst und gesteuert. 1972 wurde er von T.H. Bullock an die Neurobiology Unit der Scripps Institution of Oceanography an der University of California in La Jolla eingeladen, wo er an elektrischen Fischen arbeitete. In multidisziplinären Untersuchungen klärte er die Verrechnungsregeln der von den Fischen erzeugten und aufgenommenen bioelektrischen Impulse und Details der zugrundeliegenden neuronalen Netzwerk-Aktivitäten auf. Daraus ergaben sich allgemeine Grundprinzipien für die neuronalen Algorithmen und die Organisation eines neuronalen Netzwerkes. Entscheidend für die flexible Verhaltenssteuerung ist die Tatsache, daß die Informationsverarbeitung und Handlungsentscheidung in einem weit ausgebreiteten Netzwerksystem erfolgt und dadurch variable Anpassungsmöglichkeiten bestehen. Heiligenberg kam damit zu ähnlichen Schlußfolgerungen wie M. Konishi vom California Institute of Technology in Pasadena, mit dem er später zusammenarbeitete. Werke (Auswahl): "Principles of Electrolocation and Jamming" (1977), "Electroreception" (mit T.H. Bullock, 1986), "Neural Nets in Electric Fish" (1991).
W. Heiligenberg
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