Lexikon der Neurowissenschaft: Hirnverletzung
Hirnverletzung, Hirntrauma, Hirnschädigung, Ebrain injury, Schädigung des Gehirns nach Einwirkung von Gewalt oder Noxen (Strom, Hitze usw.). Die Hirnverletzungen werden in geschlossene und offene Verletzungen unterteilt. Die Einteilung der geschlossenen Schädel-Hirn-Verletzungen ist umstritten, heute wird meist nach funktionellen Kriterien unterteilt. Das Commotio-Syndrom (Gehirnerschütterung) ist geprägt von einer kurzen Bewußtseinsstörung (Bewußtlosigkeit unter 1 Stunde) mit amnestischen Zuständen (Amnesie), welche meist von vestibulären Symptomen begleitet sind. Neuroradiologisch lassen sich in der Regel keine Hirnparenchymveränderungen nachweisen. Die Therapie umfaßt, wenn überhaupt, nur wenige Tage Bettruhe. Beim Contusio-Syndrom hingegen (Gehirnprellung, Contusio cerebri) kommt es zu posttraumatischen Bewußtseinstörungen von länger als 1 Stunde, cerebralen Herdsymptomen (z.B. Lähmung, epileptischen Anfällen) und traumatischen Psychosen. Neuropathologisch besteht eine Parenchymverletzung. Die Therapie beinhaltet die Verhinderung sekundärer Hirnschädigung durch Hypoxämie oder Hypotonie. Gute Behandlungsmöglichkeiten bestehen bei epi- und subduralen Hämatomen (epidurale Blutung), während die schweren multilokulären intracerebralen Kontusionen, vor allem die traumatischen Hirnstammläsionen, trotz der Fortschritte in der Akutversorgung am Unfallort immer noch eine schlechte Prognose haben. – Bei offenen Hirnverletzungen ist hinsichtlich Prognose und Behandlung zu unterscheiden zwischen offenen Schädelfrakturen mit und ohne Eröffnung der Dura mater. Die mit einer offenen Schädelfraktur ohne Duraeröffnung einhergehende Schädel-Hirn-Verletzung kann nach den für geschlossene Schädel-Hirn-Verletzungen geltenden Kriterien betrachtet werden. Eine Verletzung mit Eröffnung der Dura muß möglichst schnell operativ in eine geschlossene Verletzung (Verschluß der Dura) umgewandelt werden, ansonsten besteht die Gefahr von Meningitis, Encephalitis oder Hirnabszeß (Abszeß).
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