Lexikon der Neurowissenschaft: horizontale Blickparese
horizontale Blickparese, Lähmung der seitwärtsgerichteten Bewegung der Augäpfel (Blicklähmung). Sie tritt auf bei einer Schädigung der Stirnhirnkonvexität, der frontopontinen Bahn (meist der Capsula interna), der optomotorischen Bahn aus dem Hinterhauptslappen oder der blickregulierenden Strukturen (Blickkontrollzentren) der paramedianen pontinen Formatio reticularis ( siehe Zusatzinfo ).
horizontale Blickparese
Bei corticalen und subcorticalen Läsionen, die meist von Halbseitensymptomen begleitet sind, besteht eine Blicklähmung zur Gegenseite. Da das intakte Augenfeld das Übergewicht gewinnt, schaut der Patient in Richtung des Herdes (Déviation conjugée). Beim epileptischen Adversivanfall, auch "epileptischer Nystagmus" genannt, kommt eine irritative Läsion im frontalen Augenfeld, d.h. ein fokaler epileptischer Anfall mit okulomotorischer Symptomatik vor, wobei der Patient vom Herd weg schaut. Bei Läsionen der Blickkontrollzentren im Hirnstamm (pontine Läsion) besteht eine Blicklähmung zur Seite des Herdes. Da die eng benachbarten Augenmuskelkerne oft mitgeschädigt werden, treten häufig gleichzeitig Augenmuskel- und Pupillenstörungen auf. Eine Lähmung der horizontalen Blickbewegung in beide Richtungen geht immer auf einen Brückenherd zurück. Bei schweren Schädigungen der Brücke und des pontocerebellären Übergangs, z.B. bei Pons- oder Kleinhirnblutungen, Tumoren oder ausgedehnten Infarkten, tritt oft gemeinsam mit einer horizontalen Blickparese das "ocular bobbing" auf (E to bob = auf- und abbewegen): Die Augäpfel bewegen sich ruckartig nach unten, bleiben 10 sec in dieser Position und gleiten dann langsam zurück in die normale Position. Diese Patienten haben eine sehr schlechte Prognose.
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