Lexikon der Neurowissenschaft: Hypophysen-Adenylatcyclase-aktivierendes Peptid
Hypophysen-Adenylatcyclase-aktivierendes Peptid s, Epituitary adenylate cyclase activating polypeptide (Abk. PACAP), ein Neuropeptid, das aufgrund struktureller und funktioneller Ähnlichkeiten zusammen mit anderen Peptiden wie vasoaktives intestinales Peptid und Sekretin eine Peptidfamilie bildet. Zwei Formen von PACAP wurden charakterisiert, mit 38 bzw. 27 Aminosäureresten. Innerhalb des Zentralnervensystems wird PACAP in vielen Gehirnstrukturen synthetisiert, so im Hypothalamus, Septum, Hippocampus, Amygdala, Thalamus sowie in verschiedenen neocorticalen Regionen. Peripher wurde PACAP u.a. in parasympathischen Neuronen identifiziert. In Neuronen des Hypothalamus und auch des Septums ist es teilweise mit Catecholaminen und teilweise mit anderen Neuropeptiden (Oxytocin) colokalisiert. PACAP bindet an unterschiedliche, G-Protein gekoppelte membranständige Rezeptoren (PCAP1-R, VPAC1-R, VPAC2-R). Zusätzlich existieren verschiedene Rezeptorsubtypen. VPAC1-R und VPAC2-R binden PACAP mit derselben Affinität wie VIP. Hypothalamisches PACAP wirkt auf die Adenohypophyse (Hypothalamus-Hypophysen-System). Innerhalb der Adenohypophyse reguliert es die Genexpression verschiedener hypophysärer Hormone bzw. Wachstum und Differenzierung der Hormon-synthetisierenden Zellen. Es stimuliert außerdem die Freisetzung von Il-6. Im neurohypophysären System stimuliert es die Freisetzung von Vasopressin. Wichtig ist seine Funktion im peripheren Sympathicus als potenter Stimulator der Adrenalin-Freisetzung aus dem Nebennierenmark. PACAP stimuliert außerdem die pankreatische Insulin-Freisetzung und wirkt auf zahlreiche weitere vegetative, endokrine und Immun-Funktionen ein. Im Zentralnervensystem wirkt PACAP als Neuropeptid mit ähnlichen Funktionen wie VIP. Es wirkt neurotroph, d.h., es kontrolliert die Entwicklung und Differenzierung neuronaler Strukturen. Im reifen Hirn wirkt es auch neuroprotektiv, d.h., PACAP-Gabe kann einer (experimentell) durch verschiedenste Agenzien hervorgerufenen neuronalen Degeneration (Neurodegeneration) entgegenwirken.
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