Lexikon der Neurowissenschaft: Hypothalamus
Hypothalamusm [von griech. hypo = darunter, thalamos = Lager], Ehypothalamus, anatomische Bezeichnung für den Boden des Zwischenhirns (Diencephalon), phylogenetisch einer der ältesten Abschnitte des Gehirns. Er ist durch den Sulcus hypothalamicus vom Thalamus abgegrenzt, rostral durch das basale Telencephalon und caudal durch das ventrale Mesencephalon begrenzt. Der Hypothalamus ist funktionell ein wichtiges Steuerorgan für das vegetative Nervensystem und das Hormonsystem (Hormone). Er integriert die Aufrechterhaltung der Homöostase mit Mechanismen der Verhaltensadaptation ( siehe Zusatzinfo ). – Der Hypothalamus kann in zwei Hauptbereiche eingeteilt werden. Wichtige Regionen im vorderen, Myelinscheiden-armen Bereich des Hypothalamus sind die Area praeoptica (u.a. ein Steuerzentrum für Körpertemperatur) sowie der Nucleus paraventricularis und Nucleus supraopticus, welche die Peptidhormone Oxytocin und Vasopressin bilden und diese über ihre Axone in die Neurohypophyse und weiter in den Blutkreislauf schicken ("klassische" Neurosekretion). Der dem Hypothalamus angehörige, zur Hypophyse ziehende Strang wird als Hypophysenstiel (Infundibulum) bezeichnet. Oxytocin läßt glatte Muskelzellen der Gebärmutter und der Milchdrüsen kontrahieren und steuert damit Geburt und Milchsekretion. Vasopressin reguliert die Wasser-Rückresorption in der Niere. Bei angeborenen oder erworbenen Störungen der Vasopressin-Synthese kommt es deshalb zu Wasserverlusten (Diabetes insipidus). Hormonbildende Nervenzellen liegen auch in der Eminentia mediana des Hypothalamus. Sie bilden Steuerhormone (Freisetzungshormone und inhibierende Hormone), die nach Abgabe in ein Gefäßsystem zur Hypophyse gelangen und dort die Hormonproduktion beeinflussen (Hypothalamus-Hypophysen-System). Der Nucleus suprachiasmaticus im vorderen Hypothalamus gilt als einer der zentralen Zeitgeber (Chronobiologie). Weitere Zentren des Hypothalamus beeinflussen, wie u.a. durch Ausschaltungs- und Stimulierungsexperimente gezeigt wurde, über ihre Verbindungen zu Zentren des Hirnstamms Wärme-, Wasser- und Elektrolythaushalt, Herzfunktion, Kreislauf und Atmung, Schlaf-/Wachrhythmus, Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme und sexuelle Aktivität. – Der Myelinscheiden-reiche Anteil des Hypothalamus umfaßt das Gebiet um die Mamillarkörper und ist integriert in die Regulierung von Affekten, Emotionen (limbisches System, Papez-Kreis) und Gedächtnisleistungen (Korsakow-Syndrom). Der Hypothalamus besitzt wichtige Eingänge aus dem olfaktorischen System (mediales Vorderhirnbündel), der Sehbahn, der Amygdala und dem Hippocampus.
Hypothalamus
In den Hypothalamus können emotionale Komponenten (über das limbische System eingebracht) mit vegetativen Funktionen verknüpft werden ("beim Anblick einer Speise schon satt sein", "Kummerspeck anessen", "Angstschweiß", vor einer Prüfung "kalte Füße" bekommen).
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