Lexikon der Neurowissenschaft: Instinkt
Instinktm [von latein. instinctus = Eingebung],E instinct, innate behaviour, stets umstrittener Begriff der Ethologie, der aufgrund seiner Vieldeutigkeit und verbreiteten umgangssprachlichen Verwendung heute immer weniger benutzt wird. Im theoretischen Konzept der älteren Ethologie wird unter Instinkt ein angeborener Mechanismus der Verhaltenssteuerung verstanden, der durch Schlüsselreize über einen angeborenen auslösenden Mechanismus (AAM) ausgelöst werden kann und sich in einer geordneten Folge von Erbkoordinationen äußert. In diesem Sinne ist die Instinkthandlung eine angeborene Handlung, während die Instinktbewegung der Erbkoordination entspricht. Andere Autoren betonen dagegen die spontan ansteigende Bereitschaft als wesentliches Element des Instinkts; dann wird der Instinktbegriff mit dem Triebbegriff verbunden (Trieb). – Nach N. Tinbergen (1952) ist Instinkt ein "hierarchisch organisierter nervöser Mechanismus, der auf bestimmte vorwarnende, auslösende und richtende Impulse, sowohl innere wie äußere, anspricht und sie mit wohlkoordinierten, lebens- und arterhaltenden Bewegungen beantwortet." Diese theoretische Vorstellung dient der modernen Neurowissenschaft als Grundkonzept für die Analyse von verhaltensgenerierenden, -steuernden und -regelnden Prozessen im Zentralnervensystem, in Abhängigkeit innerer und äußerer biotischer und abiotischer Faktoren und ohne die Betonung des sogenannten "Angeborenen" (angeborenes Verhalten). Letzteres bezeichnet lediglich die relative Formkonstanz von bestimmten Verhaltensweisen, einschließlich einer engen Koppelung dieser mit den Schlüsselreizen; alle Verhaltensweisen werden nur auf der Basis genetisch vorgegebener, unterschiedlich variabel arbeitender Mechanismen generiert. Im Licht der heutigen Neurowissenschaft hat sich somit der (das Angeborene betonende) Instinktbegriff überholt, da er keine relevanten funktionellen neurowissenschaftlichen Zusammenhänge widerzuspiegeln vermag. angeboren.
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