Lexikon der Neurowissenschaft: kategoriespezifisches Wissen
kategoriespezifisches Wissen [von griech. kategoria = Vorwurf, Prädikatbestimmung], Ecategory-specific knowledge, Teil des semantischen Gedächtnisses (Lexikon), das kategorial organisiert und unabhängig von der konkreten lautlichen oder orthographischen Form der Wörter ist. Sowohl neuropsychologische Befunde von hirngeschädigten Patienten als auch Messungen der Hirnaktivität gesunder Versuchspersonen zeigten, daß lexikalisches Wissen in verschiedenen, aber benachbarten Arealen des linken Schläfenlappens (Temporallappen) kategoriespezifisch lokalisiert ist. So sind beispielsweise Defizite bei der Benennung berühmter Persönlichkeiten mit Läsionen im Temporalpol assoziiert, eine Beeinträchtigung von Tiernamen mit Schädigungen im unteren Schläfenlappen (meist der vorderen Seite) und der Verlust von Werkzeugbezeichnungen mit Schädigungen im hinteren Schläfenlappen und der Übergangsregion des Schläfen-, Scheitel- und Hinterhauptslappens. Jedoch ist das kategoriespezifische semantische Wissen nicht auf eng begrenzte Hirnregionen beschränkt ( siehe Zusatzinfo ).
kategoriespezifisches Wissen
Studien mittels Positronenemissionstomographie zeigten, daß die Benennung von Tieren und Werkzeugen noch weitere Hirnregionen aktiviert. Bei Tierdarstellungen erhöhte sich auch die Durchblutung an einer Stelle in der Mitte des linken Hinterhauptslappens. Sie spielt eine wichtige Rolle in den frühen Stadien der neuronalen Bildverarbeitung; hier finden wahrscheinlich rückgekoppelte Prozesse statt, die von nachgeordneten Regionen ausgehen (top-down-Aktivierungen) und notwendig sind, um anhand feinerer Merkmale den Gegenstandsbereich einer Kategorie (hier der Tiere) genauer aufzugliedern. Bilder von Werkzeugen dagegen aktivieren außer den Temporalpolen die linke prämotorische Area. Sie wird auch stärker durchblutet, wenn man sich Bewegungen der rechten Hand vorstellt (alle Versuchspersonen waren Rechtshänder) und scheint für die Kenntnis bestimmter Fertigkeiten wichtig zu sein. Zudem war ein Bereich in der linken mittleren Windung des Schläfenlappens (Gyrus temporalis medius) aktiver. Er ist auch bei der Erzeugung von Wörtern für objektbezogene Handlungen und Tätigkeiten beteiligt und liegt der Region benachbart, die für die Wahrnehmung von Bewegungen notwendig ist; dort werden wohl visuelle Bewegungsmuster gespeichert, die mit Objekten assoziiert sind.
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