Lexikon der Neurowissenschaft: Kippfigur
Kippfigur, Kippbild, doppeldeutige Figur, Suchbild, Vexierbild, Umspringbild, Efigure with figure-ground reversal, deutungsambivalente visuelle Vorlage, die sich auf wenigstens zwei unterschiedliche Weisen interpretieren läßt (Multistabilität). Nach dem erstmaligen Erfassen einer der alternativen Wahrnehmungen, die längere Zeit benötigt, springt die Wahrnehmung der beiden Alternativen zwangsläufig alle ca. 3 Sekunden um (Drei-Sekunden-Phänomen). Beide Sichtweisen können nicht gleichzeitig erfaßt werden. Es kann sich immer nur eine der alternativen Sichtweisen in den Vordergrund des Bewußtseins schieben. Ein Bewußtseinsinhalt ist jedoch immer nur für ca. 3 Sekunden statisch, dann sucht unser Gehirn nach neuen Wahrnehmungsinhalten. Bleibt der Blick auf die Kippfigur fixiert, wird dann die "neuere" Bildinterpretation vorgezogen. Berühmte Beispiele für Kippfiguren sind der Rubin-Becher, der Necker-Würfel, die Treppenillusion (Schröder- Treppe) und die "Gattin-Schwiegermutter"-Kippfigur ( siehe Abb. ). Es lassen sich auch Beispiele für akustische "Kippfiguren" finden. Spricht man z.B. immer wieder die Silbenfolge "Ku-Ba-Ku-Ba" hintereinander weg, dann wechseln sich die Sprechweisen "Kuba" und "Baku" automatisch alle paar Sekunden miteinander ab. – Optische Kippfiguren werden als Beispiele für das Bindungsproblem herangezogen, da hier dieselben Nervenzellen des visuellen Cortex aktiviert werden, aber je nach Zustand des neuronalen Netzwerks die eine oder andere Wahrnehmung vermitteln können.
Kippfigur
1 Buchdeckel (von innen oder außen gesehen), 2 Serviettenringfigur (zahlreiche "Sichtmöglichkeiten"), 3Necker-Würfel (Fläche A kann als Vorder- oder Rückseite gesehen werden), 4Schröder-Treppe (Treppe von oben oder unten gesehen), 5 alte Frau oder junges Mädchen (Kinn-Wangen-Partie des Mädchens entspricht der Nase der Greisin), 6Rubin-Figur (zur Untersuchung des Figur-Grund-Verhältnisses), zwei "sich anblickende" Kopfsilhouetten bzw. weißer Becher.
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