Lexikon der Neurowissenschaft: Körperschema
Körperschemas, E body image, in der mentalen Repräsentation vorhandene Vorstellung vom eigenen Körper, einschließlich der Gliedmaßen und des Kopfes, und seiner Abgrenzung von der Umwelt durch die Körperoberfläche. In Einzelelementen entsteht das Bewußtsein für den eigenen Körper bereits vor der Geburt, und es vervollkommnet sich durch die im Gehirn eingehenden und gespeicherten multisensorischen Informationen der Haut-, Gleichgewichts- und Bewegungssinnesorgane, die das Körperschema immer neu bestätigen. Für seine volle Ausbildung ist die immer wiederholte aktive Betätigung des Individuums unter ständig wechselnden Umweltbedingungen erforderlich. Dies ist beim Menschen die Grundlage für die Entstehung der subjektiven Individualität und des Selbstbewußtseins. Die volle Ausbildung des Körperschemas erfolgt beim Menschen erst zum Zeitpunkt der Pubertät. Das Körperschema funktioniert überwiegend unbewußt und bildet für alle Aktionen und Reaktionen des Organismus eine wichtige Bezugsgröße. Bei Störungen im psychischen Bereich, die auch Bewußtseinselemente erfassen, kann es zu Verzerrungen des Körperschemas kommen. Nach Amputationen, die nicht sehr schnell durch aktiv wahrgenommene Prothesen ersetzt werden, bleibt die alte Vorstellung des Körperschemas erhalten; die entfernten Körperteile werden weiterhin als Phantomglieder wahrgenommen und in der Vorstellung mitbewegt, wenn die visuelle Kontrolle ausgeschaltet wird. Da die Vorstellung von der Existenz der entfernten Glieder nun nicht mehr durch Reafferenzen bestätigt wird, beginnen sie ihre Stellung zum Gesamtkörperschema zu verändern, werden aber nach wie vor mitbewegt. Bei Kindern, bei denen Körperglieder von Geburt an fehlen, z.B. nach einer Thalidomid-Embryopathie, kann trotzdem die Vorstellung eines Gesamtkörperschemas entstehen, was auf das Vorhandensein einer genetischen Grundlage (Gen) hinweist. Organismus-Umwelt-Beziehungen, mentale Repräsentation, Raumschema.
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