Lexikon der Neurowissenschaft: Leukodystrophien
Leukodystrophien [von griech. leukos = weiß, dys = un-, trophe = Ernährung], Eleukodystrophies, genetisch bedingte, monogene Erkrankungen des Zentralnervensystems, die durch Dysmyelinisierung und/oder Demyelinisierung charakterisiert sind. Wichtige Vertreter dieser Gruppe sind die Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit (Abk. PMD), die metachromatische Leukodystrophie (Abk. MLD), die Adrenoleukodystrophie (Abk. ALD) und die Globoidzell-Leukodystrophie (Christensen-Krabbe-Syndrom, Abk. GLD). – PMD ist eine X-chromosomal rezessive Leukodystrophie, die durch Mutationen im Gen des Proteolipid-Proteins verursacht wird, was zu einer auf das zentrale Nervensystem beschränkten Dysmyelinisierung führt. PMD kann in verschiedene Verlaufsformen mit unterschiedlichem klinischen Schweregrad eingeteilt werden, der meist von der Art der zugrundeliegenden Mutation abhängt. Im Vordergrund steht bei allen Formen die frühe Beeinträchtigung der motorischen Entwicklung und ein progressiver Verlauf. Die Lebenserwartung ist fast immer reduziert. – MLD ist eine autosomal-rezessive Leukodystrophie, die auf einem genetischen Defekt der Arylsulfatase A, ein Enzym des Myelinlipidmetabolismus, beruht. Die Akkumulation des Myelinlipids Galactocerebrosidsulfat (Galactocerebrosid) führt zu einer selektiven Degeneration der weißen Substanz im Zentralnervensystem und zu einer segmentalen Demyelinisierung im peripheren Nervensystem. Die Demyelinisierung ist progressiv und führt zu motorischen Defekten und mentalen Störungen. – ALD kommt in der autosomal-rezessiven, klinisch schweren "neonatalen" Form (N-ALD) und in der klassischen, X-chromosomal-rezessiven Form (X-ALD) vor. Gemeinsame Ursache beider ALD-Formen ist vermutlich ein Verlust der β-Oxidation überlangkettiger Fettsäuren (C24-C30) und eine daraus resultierende Speicherung der veresterten Fettsäuren. X-ALD beruht auf Mutationen im Gen des peroxisomalen X-ALD-Proteins. – Die GLD ist eine frühe, autosomal-rezessiv vererbte Degeneration der weißen Substanz und beruht auf einer Aktivitätsminderung eines für die Myelin-Lipidsynthese wichtigen Enzyms (Galactosylceramid-β-Galactosidase). Charakteristisch ist das Auftreten sogenannter Globoidzellen (große Makrophagen).
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