Lexikon der Neurowissenschaft: Lysergsäurediethylamid
Lysergsäurediethylamids [von griech. lysis = (Auf)-Lösung, französisch ergot = Mutterkorn], Lysergid, Lysergamid,Abk. LSD,E lysergic acid diethylamide, ein synthetisches Derivat der Lysergsäure ( siehe Abb. ), von Albert Hofmann ursprünglich als Analeptikum synthetisiert (1938) und dann als Halluzinogen charakterisiert (1943). LSD gilt als potentestes Halluzinogen (bereits 25-100 μg wirken) mit sympathomimetischen Initialsymptomen (Sympathomimetika) und maximalen psychotischen Effekten 2-4 h nach Einnahme, die nach weiteren 8-10 h abgeklungen sind. Die illusogenen Effekte (Illusion), die nicht als echte Halluzination anzusehen sind, umfassen vermischte Sinnesqualitäten wie das Hören von Farben, das Sehen von Gerüchen oder die Verzerrung der Zeitwahrnehmung (LSD-Rausch). Es treten daneben u.a. Hyperthermie (Unterkühlung), Tachykardie (Herzjagen), Mydriasis (Pupillenweitstellung) und Gefäßkrämpfe auf. Die Stimmung reicht von euphorisch bis entsetzlich; beim "Horrortrip" werden u.a. akute Panikattacken oder Verfolgungswahn ausgelöst, die neben anderen illusogenen Fehleinschätzungen tödliche Handlungen hervorrufen können. Bis zu sechs Monate nach einer Einnahme können noch Drogenwirkungen (flashbacks) auftreten. Die chronische Einnahme von LSD führt zu Depression, Psychosen und Änderungen der Persönlichkeit. Die von LSD induzierten psychotischen Symptome ähneln grob einer Schizophrenie, was auf teilweise gemeinsame Wirkmechanismen deutet. – LSD und andere indolaminerge Halluzinogene binden als Agonisten an inhibitorische somatodendritische und präsynaptische 5-HT1-Autorezeptoren (mit nachfolgender Abnahme von cAMP) sowie an postsynaptische 5-HT2-Rezeptoren (mit nachfolgender Zunahme von IP3 und Diacylglycerol; Serotoninrezeptoren). Dabei korreliert die psychotische Wirkung eng mit der Stimulation von 5-HT2-Rezeptoren im Vorderhirn. Die psychedelische Wirkung von LSD und seinen Verwandten wurde zwischen ca. 1960 und 1975 bei der Therapie von Alkoholismus und Psychosen ausgenutzt, jedoch mit zweifelhaftem Erfolg. LSD ruft eine psychische, aber keine physische Abhängigkeit hervor. Seine chronische Einnahme macht daher nicht süchtig (Sucht), aber es entwickelt sich rasch eine Toleranz und Übersättigung der illusogenen Erfahrung. Drogen, Drogenabhängigkeit, Rauschgifte.
Lysergsäure
R = OH: Lysergsäure
R = N(C2H5)2: LSD
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