Lexikon der Neurowissenschaft: Manganvergiftung
Manganvergiftung w,E manganese poisoning, 1) akute Manganvergiftung, durch Verschlucken höherprozentiger (> 1%) Lösungen von KMnO4 bewirkte, starke Verätzungen der Schleimhäute, die der durch Reduktion gebildete Braunstein intensiv braun färbt. Eine Gastroenteritis kann stark ausgeprägt sein; 5-8 g KMnO4 gelten als tödliche Grenzdosis. Als Therapiemöglichkeit kann neben der Lokalbehandlung eine Chelatbildung mit Edetat versucht werden. Diese Vergiftungen treten meist in Zusammenhang mit Selbstmord-, seltener Mordversuchen auf. 2)chronische Manganvergiftung, Erkrankung, die meist berufsbedingt, z.B. bei Tätigkeiten im Erzbergbau und in Erzmühlen, bei Elektroschweißern und Beschäftigten in der Braunsteingewinnung und -verarbeitung auftritt. Nach Manganexposition über Monate und Jahre kann Manganismus auftreten, der sich durch eine Vielzahl neurologischer Störungen auszeichnet; hierzu zählen Parkinsonismus (Parkinson-Syndrom), Maskengesicht (Starre der mimischen Muskulatur), psychische Labilität sowie Sprach- und Gedächtnisstörungen. Periphere Lähmungen zusammen mit Gleichgewichtsstörungen führen zum Bild des sogenannten "Hahnentritts" und der Pro- und Retropulsion. Eine bei fortgesetzter Bemühung immer kleiner werdende Zitterschrift ist weiterhin charakteristisch. Der Krankheitsverlauf ist schleppend mit meist bleibenden Schäden. Die Schäden im Zentralnervensystem umfassen u.a. eine Nervenzelldegeneration in Putamen, Caudatum, Pallidum und Thalamus. 3) Die Manganpneumonie tritt infolge stärkerer Staubeinatmung auf und stellt ein akutes Ereignis nach langanhaltender Mangan-Vorbelastung dar. Die Erkrankung ist mit hohem Fieber verbunden und kann einen tödlichen Verlauf nehmen; der Pathomechanismus ist unbekannt.
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