Lexikon der Neurowissenschaft: Motivationsanalyse
Motivationsanalyse w, Bezeichnung für die Untersuchung der inneren Bedingungen des Verhaltens, der Verhaltensbereitschaft, eines Tieres mit den Methoden der Ethologie. Die Bereitschaften sind nicht direkt meßbar und müssen daher, ebenso wie die Wirkung von Außenreizen, endogenen Rhythmen, Hormonen, Versorgungszuständen usw., aus dem Verhaltensmuster erschlossen werden. Dazu werden die Korrelation zwischen den Häufigkeiten der einzelnen Verhaltenselemente, die Intensität, die Dauer und das Erscheinungsbild einer Handlung ebenso herangezogen wie die Auswirkungen verschiedener Umweltänderungen ( siehe Abb. ).
Motivationsanalyse
Vereinfachtes, idealisiertes Funktionsschaltbild der Motivation für die Nahrungsaufnahme beim Hund. Das Rechteck stellt die Regelgröße, den Versorgungszustand des Organismus mit Nährstoffen, dar. Das Zeichen für Sinnesorgan (Halbkreis) im Rechteck symbolisiert den Fühler für negative Regelabweichungen, also den Rezeptor, der einen Versorgungsmangel an das Zentralnervensystem meldet. Diese Meldung hat eine Verstärkung der Bereitschaft zur Folge, Nahrung zu suchen und aufzunehmen. Weil sich – wenn dies gelingt – der Versorgungszustand verbessert, entsteht dadurch ein Regelkreis mit negativer Rückkopplung, in dem das Verhalten das Stellglied bildet. Außerdem wirkt schon der bloße Vollzug des Verhaltens (das Fressen oder Schlucken) antriebssenkend, bevor sich die Nährstoffversorgung dadurch verbessert. Es gibt also neben der langsamen Rückkopplung über den Versorgungszustand eine schnelle Rückkopplung über eine laterale Abzweigung. Die schnelle Rückmeldung wird durch die hemmende Abzweigung zur Bereitschaftsinstanz gezeigt. Weiterhin steigern auch Sinnesreize (der Anblick beliebten Futters) die Bereitschaft; bei genügender Attraktivität können sie allein zum Fressen führen, ohne daß eine physiologische Unterversorgung vorliegt. Außerdem wirken noch rhythmische Vorgänge mit, die durch eine weitere Instanz symbolisiert werden, die je nach Tageszeit die Bereitschaft steigert oder senkt (innere Bedingungen des Verhaltens werden durch Ellipsen symbolisiert). Der Kreis mit Punkt stellt ein Koinzidenzglied dar: Es gibt dann eine Meldung weiter, wenn auf beiden Eingangskanälen ein Signal eintrifft (doppelte Quantifizierung).
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