Lexikon der Neurowissenschaft: Mutterkornalkaloide
Mutterkornalkaloide, Clavicepsalkaloide, Ergotalkaloide, Ergolinalkaloide, Secale-Alkaloide, Eergot alkaloids, von dem auf Roggen und anderen Gramineen parasitären Pilz Claviceps purpurea (Mutterkornpilz;siehe Abb. ) gebildete und in besonders hoher Konzentration in dessen Dauerformen (Sklerotien), die als Mutterkorn (Secale cornutum, französisch ergot) bezeichnet werden, vorkommende Gruppe von über 30 Indol-Alkaloiden ( siehe Abb. ). Früher führte der Genuß von mutterkornhaltigem Getreidemehl zu schweren Vergiftungen (Ergotismus, Brandseuche, ignis sacer, St.-Antonius-Feuer), die sich durch schmerzhafte, spastische Kontraktionen der Muskeln und Gefäße, Pelzigkeitsgefühl und Kribbeln der Haut sowie Gangrän und Absterben von Gliedmaßen äußerten. Vom gemeinsamen Grundgerüst des Ergolins leiten sich zwei Gruppen von Mutterkornalkaloiden ab: die Lysergsäurealkaloide und die Clavinalkaloide. Die Gewinnung der Mutterkornalkaloide erfolgt aus Wildvorkommen oder künstlichen parasitischen oder saprophytischen Kulturen von Claviceps purpurea, wobei jedoch nur die Lysergsäurealkaloide von therapeutischer Bedeutung sind. Ergometrin wird als Wehenmittel zur Einleitung der Geburt verwendet, da es rhythmische Kontraktionen des Uterus erzeugt (die wehenfördernde Wirkung der Mutterkornalkaloide war bereits im Mittelalter bekannt). Ergotamin und Ergotoxin dagegen rufen Dauerkontraktionen hervor und sind daher nur zur Blutstillung nach der Geburt geeignet. Außerdem kommt den Peptidalkaloiden unter den Mutterkornalkaloiden eine sympatholytische Wirkung zu (Sympatholytika). Sie hemmen sowohl die Adrenalin- als auch die Noradrenalin- und Serotonin-Wirkung und werden unter anderem bei Basedow-Krankheit (Hyperthyreose), Tachykardie, Migräne, Hypertonie und Durchblutungsstörungen angewandt.
Mutterkornalkaloide
Claviceps purpurea
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